Das Streiflicht
: Warm anziehen

■ Alfred Taake kämpft gegen die Kultur-Mafia und hat schon wieder neue Pläne

Trutzig ragen die Türme und Erker der Weserburg in den strahleblauen Frühlingshimmel. Hier und dort blinzelt es schüchtern über Simse und durch Scharten. Mit einiger Phantasie könnte man so etwas wie Ängstlichkeit in den Blicken der BurgbewohnerInnen ausmachen. Und tatsächlich besteht dazu ein guter Grund – ein Grund aus Fleisch und Blut, denn Herr Taake ist mit Unterstützung von einem Musikanenpärchen in Stellung gegangen. Um ein neues Kapitel im Kampf von Don Quijote gegen den Rest der Welt zu beginnen. Die Kapitelüberschrift: Ein Weser-Hanse-Park muß her!

Seit seinem Ausscheiden aus den Werkmeister-Diensten im Bundesbahn-Ausbesserungswerk hat sich der gebürtige Hemelinger (!) dem Kampf gegen die Bremer „Kulturmafia“verschrieben. Wie der Held aus Cervantes Roman scheut er keine Gefahr und meldet sich selbst bei Diskussionsveranstaltungen auf „feindlichem“Gebiet mutig zu Wort. Sein Thema: Die intellektuelle Kunstszene werde zu gut mit Kulturflächen versorgt, die Fans von Stadt-, Hanse- und Industriegeschichte dagegen viel zu schlecht.

Als ob das ganze Dilemma nicht allein mit Worten zu beschreiben ist, fährt Taake mit großer Geste das Weserufer ab und zählt die Stätten der gut Bedienten auf: Städtische Galerie, Weserburg, Bootshaus Vegesack und so weiter. Und ehe man sich versieht, kehrt Taake auch schon wieder zurück und stampft in Gedanken etwas ganz Neues, Altes aus dem Boden: Den „Weser-Hanse-Park“.

Schlappe 15 Gebäude, Objekte und Plätze sind nach Taakes Ansicht nötig, um die Wesermetropole bis zum Expo-Jahr 2000 in einen TouristInnenmagneten zu verwandeln. Angefangen bei Bescheidenheiten wie dem Aufstellen einer Schlüsseltonne reicht das Spektrum bis hin zur Wiedererrichtung des Kornhauses ungefähr am Kopf der Bürgermeister-Smidt-Brücke. All das soll noch in diesem Jahr über die Bühne gehen, denn 1997 jährt sich das Anlegen der Schlachte zum 750sten Mal.

Wer solche großen Pläne hegt, der kleckert nicht, der klotzt. Jedenfalls ein bißchen. Denn den Anfang will Taake mit der Nutzung von leerstehenden Räumen in der Weserburg machen. Sobald man ihn läßt, wird es dort ein „Weser-Hanse- und Koggen-Museum“geben, das schon ab Mai (!) sage und schreibe eine Million BesucherInnen anlocken soll.

Kaum sagt er das, öffnet sich ein Fensterladen in der Weserburg. Nicht Pech, nicht Teer ergießt sich über uns, sondern es fällt ein kleines Päckchen aufs Pflaster. Ein Groschen und ein Pfennig für die Musikanten sind drin. Taake: „Freut Euch, das ist ein Anfang.“ ck