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■ KommentarFrühjahrsputz ade

Der Frühling kommt, aber der Frühjahrsputz verflüchtigt sich. Dabei hatte sich der Senator für Umwelt, Stadtentwicklung und Technologie gefreut, dem Unrat in der Hauptstadt technologisch und in traditioneller Handarbeit mit aller Kraft zu Leibe zu rücken. Unter Einsatz der persönlichen Arbeitskraft sorgte er sogar für Ordnung am Teufelsberg. Und jetzt, wo die ganzen Kothaufen weich und matschig werden und so furchtbar stinken, wäre genau die Stunde des ästhetisch gepolten Sozialdemokraten und seines „Aktionsplans Sauberes Berlin“. Jetzt, wo die Sonne die Stadt zum Leben erweckt. Genau jetzt aber ist nicht mehr genug Geld für den Frühjahrsputz in den Kassen der reichen Stadt zu finden, und der Frühjahrsputz muß zur Sommerreinigung mutieren.

Und nun dieser zweite Tiefschlag: Hausbesitzer sind zwar verpflichtet, die Graffitti und Schmierereien von ihren Häusern zu entfernen, aber zwingen kann sie auch Peter Strieder nicht. Hausbesitzer dürfen weiterhin selbst entscheiden, was für sie Schmutz und was in ihren Augen Kunst sein darf. Da hilft nur noch der „Gemeinsinn“, an den Strieders Senatskollege, Bausenator Jürgen Klemann, appelliert. Denn „Gemeinsinn“ soll die Hausbesitzer motivieren, „freiwillig“ Schmierereien zu entfernen. Bleibt zu hoffen, daß der berlinische Gemeinsinn und des Senators Strieder ästhetischer Sinn zusammenpassen. Barbara Junge

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