: Koalitionsfriede bringt Schulchaos
■ Auch Senatorin Kahrs wollte die Sek-1-Mammutkooperation
Der „Schulfrieden“wird gestört, um den „Politikerfrieden“der großen Koalition zu erhalten. Auf diese Kurzformel bringt der Zentralelternbeirat (ZEB) seine Kritik an dem Koalitionsbeschluß, sechs Schulzentren der Sekundarstufe 1 zu drei Groß-Schulen zusammenzulegen (vgl. taz 10.3.) „Sachverstand“kann die Elternvertretung hinter der Entscheidung nicht entdecken: „Über Pädagogik spricht in Sachen Schule kein Politiker.“
Tatsächlich hat auch die Senatorin Bringfriede Kahrs Anfang der Woche, als sie Vertretern der Schule Kornstraße erklärte, warum dieses Schulzentrum mit der Gottfried-Menken-Straße zusammengelegt werden soll, inhaltliche Gründe nicht angeführt. Selbst mit Spareffekten rechnet die Senatorin nicht. Vor den Schulleitern versicherte sie, sie wolle nicht jeweils zwei einzügige Gymnasium-Abteilungen an einer Schule konzentrieren, weil dadurch der andere Standort zur Haupt- und Realschule zurückgestuft würde – das Ende der Bremer Schulzentren. Selbst wenn Schulkonferenzen dies so beschlössen, wäre das „mit ihr nicht zu machen“. Dies aber sei das eigentliche schulpolitische Ziel der CDU, so die Senatorin, ein „Kompromiß“der Koalition.
Aus einem Papier der Senatorin, das diese am 25.11.96 der „Arbeitsgruppe Effizienz“des Koalitionsausschusses vorgelegt hatte, ergibt sich etwas anderes. Damals schlug die Senatorin genau das vor, was heute von der SPD als heimliches Ziel der CDU gegeißelt wird: „Zusammenlegung von (einzügigen) Gymnasialabteilungen.“Gottfried Menken und Kornstraße, Rockwinkel und Ronzelenstraße, Helgolander und Waller Ring sollten so „kooperieren“, daß jeweils nur an einem Standort Gy-Klassen sind. Spareffekt nach dem Vorschlag der Senatorin: Insgesamt 5 Gy-Klassen. Das sei so gemeint gewesen, interpretiert SPD-Bildungsexpertin Ulrike Hövelmann das Papier der Senatorin, daß die Gy-Klassen wechselnd jeweils zwei Jahre an der einen, zwei Jahre an der anderen Schule ihren „Sitz“haben. Der Wanderzirkus war aber so unsinnig, daß die Idee verworfen wurde.
Was nun herauskam, wollte also niemand: In der Arbeitsgruppe „Effizienzsteigerung im Bildungssystem“wurde die Zusammenlegung von sechs Sek-1-Zentren zu drei Groß-Zentren jedenfalls nicht beschlossen, versichert Hövelmann. Das bestätigt Klaus Bürger, als CDU-Bildungspolitiker in dem Gremium. Bürger ist verwundert, daß der Koalitionsausschuß – der ohne Vorbereitung durch die Arbeitsgruppe entschied – etwas beschlossen haben sollte, was nicht die Zusammenlegung von einzügigen Gy-Abteilungen zur Folge hat. Erst das würde den Spar-Effekt bringen, sagt Bürger. Kahrs sah das im November intern auch so. K.W.
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