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NachgefragtSolidarität für alle

■ Interview mit DAG-Chefin Dreyer

Brigitte Dreyer, die Bremer Chefin der Deutschen-Angestellten-Gewerkschaft (DAG), steht unter Druck. Sie will nicht, daß weitere Millionen für die Qualifizierung von Mypegasus-Arbeitern ausgegeben werden und andere Beschäftigte leer ausgehen. Die IG-Metall wirft ihr „Sabotage der gewerkschaftlichen Solidarität“vor.

taz:Frau Dreyer, wie kommen Sie als Gewerkschafterin zu so einer Forderung?

Brigitte Dreyer: Ich bin solidarisch mit jedem Arbeitnehmer. Das gilt für die Werftarbeiter und ihre Familien.

Aber wenn bei Mypegasus die Lichter ausgehen, sind die Werftarbeiter arbeitslos.

Ich habe gesagt – und dazu stehe ich – daß wir das wenige Geld, das für Qualifizierung zur Verfügung steht, vernünftig verteilen müssen und zwar so, daß alle etwas davon haben. Ich wäre begeistert, wenn der Senat die Mittel für Qualifizierungsmaßnahmen von 45 Millionen auf 100 Millionen Mark erhöhen würde. Das liegt aber nicht in meiner Macht. Ich werde natürlich dafür eintreten, daß es mehr Geld gibt. Wir müssen uns als Gewerkschaft aber auch solidarisch verhalten mit den anderen Arbeitnehmern, die ebenfalls qualifiziert werden wollen.

Sie wollen also nicht mit zweierlei Maß messen?

Genau darum geht es.

Spaltet die IG-Metall die Arbeitnehmer in zwei Lager?

Ich will über die Beweggründe der IG-Metall nicht spekulieren. Es erstaunt mich aber, daß die IG-Matall die Debatte nicht mit mir aufgenommen hat. Stattdessen ist von vorneherein gesagt worden, die Meinung von Frau Dreyer wird totgeschlagen. Über neue Gegebenheiten muß man diskutieren – und zwar unabhängig von Gewerkschaftszugehörigkeit. Ich will, daß wir uns an einen Tisch setzen und für alle Arbeitnehmer etwas erreichen.

Das will Arbeitssenator Beckmeyer (SPD) auch.

Ich hoffe, daß Herr Beckmeyer – wenn er Mypegaus verlängert – rechtzeitig die Erhöhung der arbeitsmarktpolitischen Mittel erreicht. Ich habe nie gesagt, Mypegasus soll geschlossen werden. Wenn wir mehr Geld haben, können wir auch mehr machen.

Wolfgang Denia, Landesverbandsleiter der DAG Bremen/Niedersachsen hat Ihnen widersprochen.

Ich habe nie behauptet, daß meine Meinung mit der DAG abgestimmt ist. Das war meine Meinung, die der Bezirksvorstand diskutieren wird. Sie findet eine Mehrheit oder auch nicht. Das ist Demokratie.

Und wenn die Vertrauensfrage gegen Sie gestellt wird?

Das ist das gute Recht des Gremiums. Das werde ich abwarten – und trotzdem bei meiner Meinung bleiben.

Fragen: Kerstin Schneider

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