: Scrapie ist keine Erbkrankheit
■ Britische Forscher untersuchten, warum australische Schafherden scrapiefrei sind
Die zu ähnlichen Gehirnschäden wie die Rinderseuche BSE führende Schafkrankheit Scrapie ist wahrscheinlich ansteckend und nicht allein erblich bedingt. In der neuesten Ausgabe des britischen Fachmagazins Nature fassen Tierärzte aus dem schottischen Edinburgh ihre an Schafen gewonnenen Ergebnisse zusammen: „Scrapie ist keine spontane Erbkrankheit. Obwohl im Erbgut eine entsprechende Veranlagung vorhanden sein muß, ist zum Ausbruch der Krankheit bei Schafen ein von außen kommender Anstoß erforderlich, vermutlich in Form eines Erregers.“
Die seit Jahrhunderten von britischen Schafen bekannte Krankheit Scrapie gehört zu den Prionenkrankheiten, ebenso wie BSE und die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit des Menschen. Bisher konnte noch nicht geklärt werden, wodurch die Prionenkrankheiten ausgelöst werden. Für ihre Untersuchungen nutzen die Wissenschaftler den Umstand, daß die Schafbestände Australiens und Neuseelands dank scharfer Einfuhrbestimmungen bis heute von Scrapie verschont geblieben sind. Von diesen scrapiefreien Beständen erstellten sie ein Verteilungsmuster der unterschiedlichen Formen des PrP- Gens, das für die Bildung des sogenannten Prion-Proteins zuständig ist. Das Gen kommt in unterschiedlichen Varianten vor, die innerhalb einer Population verschieden häufig auftreten. Am weitesten verbreitet ist die gesunde Form. Von dieser „Normalform“ aber gibt es verschiedene Abweichungen, die mit einer mehr oder weniger großen Wahrscheinlichkeit eine Veranlagung für Scrapie bedeuten – wenn ein ansteckender Erreger erscheint.
Die Forscher stellten fest, daß in den australisch-neuseeländischen Schafherden dieselben erblichen Veranlagungen zu Scrapie vorhanden sind wie unter den britischen Beständen. Obwohl die Verteilungsmuster für die verschiedenen Formen des PrP-Gens sich nicht voneinander unterscheiden, bleibt die eine Gruppe gesund, während in der anderen, der aus Großbritannien, seit Jahrhunderten immer wieder Krankheitsfälle auftreten. Das läßt sich, so die Meinung der schottischen Wissenschaftler, am ehesten mit einem übertragbaren Erreger erklären. fwt
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