Worte, die dem Hering nicht helfen

■ Nordseefischereikonferenz ohne konkrete Beschlüsse. Nach der Makrele auch Dorschbestand vor dem Kollaps

Bergen (taz) – Keine radikale Beschneidung der Fangquoten, kein Verbot, den toten Beifang „unerwünschter“ Fischarten ohne Kontrolle ins Meer zurückzuwerfen und kein Ende in Sicht für Fanggeräte, die den Meeresboden zerpflügen und den Lebensraum von Krabben und Muscheln zerstören. Die Konferenz der Nordsee-Anrainer im norwegischen Bergen Ende vergangener Woche wurde genau die folgenlose Veranstaltung, die Umweltschützer befürchtet hatten.

Zwar wurden einige Formulierungen des Protokollentwurfs etwas verschärft. Doch alle Kosmetik kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß kein Staat sich binden wollte: Das im Schlußdokument gegebene Versprechen, sich in Zukunft zu überlegen, ob strengere Vorschriften notwendig werden könnten, hilft keiner Fischart. Bis zuletzt hatten Norwegens Fischereiminister und der dänische Umweltminister Svend Auken darum gekämpft, wenigstens beim „Beifang“ weiterzukommmen: Jährlich werden mindestens 500.000 Tonnen ins Meer geworfen, weil wegen der unselektiven Fangmethoden Arten im Netz landen, die nicht „gebraucht“ werden und die Fangquote nicht belasten sollen. Doch die Niederlande, Großbritannien und Deutschland blockierten Maßnahmen gegen „diese unakzeptable Schweinerei“ (S. Auken).

Gleich bei mehreren Arten steht der Fischbestand vor dem Zusammenbruch. Der Bestand an geschlechtsreifem Dorsch liegt nur noch bei der Hälfte dessen, was Meeresbiologen zur Bestandssicherung für nötig halten. Die Makrelenfischerei ist mangels Bestand schon zusammengebrochen, und beim Nordseehering sind die Bestände innerhalb weniger Jahre auf ein Zehntel gesunken. „Worauf wartet die EU eigentlich noch“, fragte Arne Berg vom norwegischen Naturschutzverband konsterniert. Das Treffen in Bergen diente zur Vorbereitung der fünften Nordseekonferenz, die im Jahr 2000 stattfinden soll. Reinhard Wolff