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Abriß kostet 50 Millionen Mark mehr

■ Palast der Republik: Nach einem Gutachten der Oberfinanzdirektion kostet der Abriß des Palasts 150 Millionen Mark, der Erhalt 102 Millionen. Eine Entscheidung über die Zukunft des Hauses ist jetzt gefordert

Der gesamte Abriß des Palasts der Republik wird teurer als die Asbestsanierung bei gleichzeitigem Erhalt des Rohbaus. Während Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) bislang von nahezu gleichen Kosten – die für den Abriß und jene zur Asbestsanierung für den Wiederaufbau mit jeweils rund 102 Millionen Mark – ausgeht, macht die Oberfinanzdirektion (OFD) in einem Prüfbericht des von Töpfer in Auftrag gegebenen Sanierungsgutachtens eine andere Rechung auf.

Bei einer Beseitigung des gesamten Gebäudes einschließlich der Stahlbetonwanne, so der OFD-Bericht (der der taz vorliegt), steigen die Kosten auf insgesamt 150 Millionen Mark. Entscheidend an dem Prüfbericht ist, daß er dem Bundesbauministerium bei der Palastsanierung ein anderes Procedere nahelegt als das vom Ministerium geplante. „Während die Asbestbeseitigung für einen Wiederaufbau maximal zwischen 102 und 109 Millionen Mark kostet“, so die OFD, „steigen die Kosten für eine völlige Beseitigung auf 150 Millionen Mark“.

Auf jeden Fall sollte die Entscheidung für das weitere Vorgehen „frühzeitig vor der Beendigung der Asbestsanierung“ getroffen werden. „Fällt die Entscheidung für den Abriß, ist der völligen Beseitigung der Vorzug zu geben.“

Das Bundesbauministerium hingegen hält an der Zahl von 102 Millionen Mark Abrißkosten für den Bau und an dem vorgesehenen Terminplan fest. Jetzt gehe es erst einmal um die Asbestbeseitigung, sagte die Sprecherin Töpfers, Cosima Ningelgen, gestern. Es sei außerdem „sinnvoll“, sich erst 1999 zu entscheiden, ob die Wanne herausgenommen werden soll. Zugleich beinhalte die 102-Millionen- Mark-Variante für den Wiederaufbau des Palasts nicht die Gelder für die technischen Einbauten wie Elektrik und Lüftung. Dies sei mit erheblichen Kosten verbunden. Erst wenn ein Bauwettbewerb ein Resultat über die Zukunft des Geländes erbracht habe und die Finanzierung mit privaten Investoren stehe, könne endgültig über den Palast befunden werden.

Im Unterschied zu Töpfer beurteilt Ida Schillen, baupolitische Sprecherin der Bündnisgrünen im Abgeordnetenhaus, den Prüfbericht anders. Angesichts der Tatsache, daß die Abrißkosten in Wirklichkeit bei 150 Millionen Mark lägen und die Oberfinanzdirektion jetzt Handlungsbedarf über die Zukunft des Gebäudes sähe, sei es unsinnig, die Entscheidung über den Erhalt oder Abriß hinauszuzögern.

Es müsse jetzt „endlich klar gesagt werden, den Palast stehen zu lassen“. Außerdem gehe aus dem Bericht hervor, daß viele Teile wie etwa Mauern, Zwischenwände und Türen nicht asbestverseucht seien und gerettet werden könnten. „Es ist nicht nötig, alles herauszureißen“, sagte Schillen, die auch die „außergewöhnliche“ Bühnentechnik für erhaltenswert erachtet.

Der Palast der Republik war gestern auch Thema im Haushaltsausschuß des Bundestags, der die Mittel bewilligt. Bei Redaktionsschluß war noch keine Stellungnahme zu erhalten. Rolf Lautenschläger

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