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Juhnke lesbisch?

■ Die Frau des Schauspielers verklagt die Illustrierte "Bunte" auf 250.000 Mark Schmerzensgeld, weil sie sich geoutet fühlt

„Sie trinken China-Bier und Reiswein. Susanne raucht Cartier, fast Kette. Sie sprechen Deutsch und Französisch. Die Frau von Harald Juhnke wirkt entspannt. Karin streichelt Susannes Wange, tätschelt ihre Hand.“ Diese minutiöse Schilderung eines Treffens von Juhnke-Ehefrau Susanne und einer Freundin stand vor zwei Wochen in der Bunten – angereichert mit reichlich unscharfen Paparazzi-Fotos, auf denen „Haralds Halbchinesin“ (Bild) wahlweise mit einer blonden Frau durch Paris schlendert oder im weißen Frottee-Bademantel auf irgendeinem Hotelbalkon steht. „Harald Juhnke: Was weiß er von seiner Frau?“ dichtete Bunte als Überschrift dazu und ließ zwischen den Zeilen keinen Zweifel daran, daß man selbst alles über sie wußte.

Zum Beispiel, daß Susanne Juhnke lesbisch ist. So explizit stand das natürlich nicht drin, schließlich hat die Burda-Illustrierte aus dem peinlichen Prozeß gegen Prinzessin Caroline und dem gefälschten Tom-Cruise-Interview gelernt. Und außerdem versucht die neue Chefredakteurin, Helmut Markworts Lebensgefährtin Patricia Riekel, seit Anfang des Jahres, den Ruf zu retten.

Vergebens, wie es scheint. Denn nun fordert Susanne Juhnke ein astronomisches Schmerzensgeld von 250.000 Mark, um sich gegen das unfreiwillige Outing zu wehren. Als Rechtsbeistand hat sie den Hamburger Anwalt Matthias Prinz verpflichtet, der schon für Caroline von Monaco das höchste Schmerzensgeld der Pressegeschichte (180.000 Mark) rausgeschlagen hatte und sich langsam zum Schrecken aller Blattmacher mausert.

Laut Prinz sind die Berichte über Frau Juhnkes Privatleben unwahr und eine grobe Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte, da die Frau des Schauspielers keine absolute Person der Zeitgeschichte sei. Daher habe sie in dieser Sache bereits vor dem Hamburger Landgericht zwei einstweilige Verfügungen gegen die Illustrierte erwirkt, teilte der Anwalt in Hamburg mit. Der Illustrierten war daraufhin die Veröffentlichung mehrerer Paparazzi-Fotos und Behauptungen über Susanne Juhnkes Privatleben verboten worden.

„Herr Prinz tut ja gerade so, als wäre Lesbischsein eine Beleidigung“, sagte Chefredakteurin Riekel zur taz. Außerdem habe die Bunte gar nicht behauptet, daß Susanne Juhnke lesbisch sei, sondern lediglich über eine Frauenfreundschaft geschrieben und davon Fotos gezeigt. Frau Juhnke habe sich sogar wohlwollend über den Artikel geäußert. „Alle Fakten wurden sorgfältig recherchiert. Wir haben auch Frau und Herrn Juhnke zum Thema gesprochen.“ Hoffentlich kann der sich an das Gespräch erinnern. Oliver Gehrs

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