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Kein Steak bis zum Jahr 2000: Rinderkennung bleibt lückenhaft

In knapp drei Jahren kann man vielleicht wieder einigermaßen unbesorgt Rindfleisch kaufen. Ab 1. 1. 2000 muß auf jedem Fleisch- oder Wurstetikett vermerkt sein, wo das Tier geboren, gemästet und geschlachtet wurde. Nach Ansicht der EU- Agrarminister ist das vorher nicht möglich, weil bei den im Stall stehenden Rindern die Herkunft nicht mehr sicher festzustellen ist. Die EU-Agrarminister haben deshalb neben der Kennzeichnungspflicht beschlossen, daß ab Januar 1998 alle neu geborenen Kälber mit zwei Ohrmarken plus Tierpaß ausgestattet werden müssen — das Ganze wird per Zentralcomputer erfaßt. Bis 2000 werden so die Mastrinder weitgehend erfaßt sein, beim billigen Suppenfleisch von Milchkühen wird die Unsicherheit länger anhalten, da sie erst nach sechs bis sieben Jahren geschlachtet werden.

Großbritannien und Italien fürchten zudem, daß ihre Verbraucher erst richtig abgeschreckt werden, wenn sie wissen, was sie da kaufen. Der Aufdruck „aus britischen Beständen“ gilt auch auf der Insel nicht als verkaufsfördernd. Und Italien, das viel Rindfleisch importiert, hat Probleme damit, Fleisch aus Polen auch so zu kennzeichnen — vor allem wenn es als „italienische Spezialitäten“ verkauft wird. Die beiden setzten deshalb Ausnahmegenehmigungen durch. Fleisch aus Italien oder Großbritannien darf auf dem heimischen Markt ausnahmsweise ohne Kennzeichnung verkauft werden. Wie das Fleisch in den Schlachthöfen auseinandergehalten werden soll, ist unklar. „Die Maßnahmen erleichtern die Kontrollen bei der nächsten Fleischkrise“, meint Friedrich Wilhelm Graefe zu Baringdorf von den Grünen im Europaparlament, „ein Schutz vor den BSE-Gefahren sind sie nicht.“ Entscheidend sei, so Bundesagrarminister Borchert, daß „Fleisch, das in Deutschland auf den Markt kommt, ein Etikett hat“. Alois Berger

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