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Versprechen ohne Folgen

Bei ihrem Bosnien-Besuch versprach Sozialsenatorin Hübner (CDU) Hilfe beim Wiederaufbau – seit ihrer Abreise ist nichts passiert  ■ Aus Bjelasnica Julia Naumann

Die wenigen nicht zerstörten Maschinen der Holzfabrik Bjelasnica, 25 Kilometer südlich von Sarajevo in Hadzici, machen einen kläglichen Eindruck. Einige rosten vor sich hin, denn das Dach, unter dem sie standen, ist jetzt abgedeckt, andere können gar nicht in Betrieb genommen werden, weil Kabel und Anschlüsse fehlen. Beim Rückzug der serbischen Truppen um Sarajevo kurz nach dem Dayton-Abkommen Ende 1995 demontierten die Soldaten alles, was für eine spätere Produktion nützlich sein könnte: Stromgeneratoren, Leitungen, fast das gesamte Dach deckten sie ab. Sogar die Fassade der Fabrik ist ramponiert, denn sie war mit Blech verkleidet und deshalb zu wertvoll, um nicht abgerissen zu werden. Bjelasnica ist kein Einzelfall, auch eine in der Nähe liegende Spanplattenfabrik wurde von den Serben völlig zerstört. Beide Unternehmen hatten vor dem Krieg eng zusammengearbeitet.

Fabrikchef Kizvo Kemal-Kemo hofft, daß in Hadzici bald wieder richtig gearbeitet werden kann. Nicht nur aus Profitgründen – das Unternehmen ist mittlerweile eine Aktiengesellschaft –, sondern weil Bjelasnica für die Gemeinde und auch für Sarajevo von zentraler Bedeutung ist: Hier werden überwiegend Fensterrahmen und Türen hergestellt. Neben Dachziegeln werden sie für den Aufbau der zerstörten Häuser am dringendsten benötigt.

Häufig fehlen nämlich nur diese, die beim Durchmarsch der Armee zerschossen worden sind, der Rest ist mehr oder weniger intakt: „Mit relativ wenig Geld und Aufwand könnten so viele Häuser instand gesetzt und wieder bewohnbar gemacht werden“, sagt Kemal-Kemo, doch es gebe bisher einfach zuwenig Türen und Fenster. Das dachte sich anscheinend auch Sozial- und Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU), die zusammen mit der Ausländerbeauftragten Barbara John (CDU) im vergangenen Juli Bosnien besuchte. Hübner besichtigte auch die zerstörte Holzfabrik, in der vor dem Krieg 80.000 Fenster und Türen jährlich hergestellt wurden. Nach einem Gespräch mit Kemal- Kemo versprach sie, sich in Berlin für einen finanziellen Zuschuß einzusetzen.

Hübner sprach von 75.000 Mark, die sie organisieren wolle, erinnert sich der Direktor. Auch den nahen, jetzt stillgelegten Steinbruch, in dem Kies und Sand abgebaut werden, wollte sie mit 300.000 Mark anschubfinanzieren. Konkret wurde schon damals vereinbart, das Geld aus Berlin in eine Hobel- und Schleifmaschine für Fensterrahmen zu investieren. Zusätzlich sollte ein gebrauchter Bus gekauft werden, damit die Arbeiter – vor dem Krieg waren es 550, heute sind es nur noch 105 – nicht auf einem offenen Lkw aus den umliegenden Dörfern zur Arbeit kommen müssen. Denn Autos haben die meisten nicht, öffentlichen Nahverkehr gibt es nicht mehr. Für den Steinbruch sollten Förderbände, Siebe und Elektromotoren angeschafft werden.

Doch trotz der Versprechungen der Senatorin sind bisher keine Gelder geflossen: „Kein Mensch vom Berliner Senat hat sich seither gemeldet“, wundert sich Kemal- Kemo. Weder telefonisch noch schriftlich habe es einen erneuten Kontakt gegeben. Anscheinend sind für den Senat sogar ganz konkrete Projekte wie die Förderung einer Holzfabrik nicht durchsetzbar: In einer Mitteilung an das Abgeordnetenhaus über die Förderung der freiwilligen Rückkehr für bosnische Flüchtlinge von Innensenator Schönbohm (CDU) vom vergangenen Dezember ist das bereits angedeutet worden.

Dort heißt es, daß sich „die Unterstützung von Einzelprojekten“ schwierig gestalte. Im Hinblick auf die Betreuung seien „differenzierte Abstimmungen“ erforderlich. Derzeit fänden „Wirtschaftlichkeitsprüfungen“ statt, außerdem würden „Kofinanzierungen“ geprüft.

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