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Die Grenze beginnt an der Anlegestelle von Melilla

■ Spanien ist Ein- und Durchreiseland auf dem Weg von Afrika ins reiche Europa

Die letzte Fahrt des portugiesischen Truckers José Martin Moreno endete Sonntag vor einer Woche im Straßengraben, nur wenige Kilometer vor der spanisch-französischen Grenze. Der 31jährige war am Steuer eingeschlafen, der Sattelschlepper kam ins Schleudern und überschlug sich. Ein ganz normaler Verkehrsunfall, hätte Moreno tatsächlich die 45 Paletten leerer Parfümfläschchen mit Zielort Mailand an Bord gehabt, die der Frachtschein vorgab. In Wirklichkeit waren es nur 24, der Freiraum zwischen der Rückwand des Auflegers und dem Transportgut diente einem lukrativeren Zweck: José Martin Moreno transportierte 16 illegale Immigranten.

Dieses Mal endete die Reise ins vermeintliche Paradies für elf von ihnen tödlich. Für José Martin Moreno war es sicher nicht die erste Fuhre dieser Art. Am Boden des Laderaums befand sich eine Luke, gerade groß genug, um einem erwachsenen Menschen Durchschlupf zu gewähren. Lkw und Aufleger waren mit falschen Nummernschildern und Fahrzeugpapieren versehen, Moreno reiste mit einem gefälschten Personalausweis. Seine verunglückten Passagiere besaßen nicht einmal das. Irgend jemand muß ihnen vor Reiseantritt nahegelegt haben, alle Unterlagen, die zu ihrer Indentifizierung führen könnten, zu vernichten. Ihre Grabnischen in Figueres nahe Barcelona wird die schlichte Aufschrift „Unbekannt“ zieren.

Der Unfall verdeutlichte einmal mehr: Spanien ist Ein- und Durchreiseland auf dem Weg von Afrika in das reiche Europa. Der alte Kontinent fängt schon an Afrikas Nordküste an. Dort unterhält Spanien seit 500 Jahren die beiden Handels- und Garnisonsstädte Ceuta und Melilla. Trotz wiederholter Massenabschiebungen füllen sich die Enklaven an der marokkanischen Mittelmeerküste immer wieder mit Migranten aus dem Maghreb und aus Schwarzafrika.

Doch es reicht nicht, die spanischen Polizisten in der unwegbaren Hügellandschaft im Grenzgebiet auszutricksen – die eigentliche Grenze beginnt am Fährsteg. Die Beamten arbeiten gründlich, denn Ceuta und Melilla sind zwar spanisch, zum gemeinsamen Rechtsraum Schengen gehören sie jedoch nicht. Wer die Sackgasse Ceuta und Melilla umgehen will, der überwindet direkt von Marokko aus in Fischerbooten mit Außenbordern die 14 Kilometer, die Afrika von Europa trennen.

Ein nicht ganz ungefährliches Unterfangen, denn das Wetter ist unberechenbar in der Meerenge von Gibraltar. Wer Geld hat, für den bietet der Markt alles. Von der einfachen Überfahrt mit Außenborder für rund 1.500 Mark bis zur „Pauschalreise“ im Fischkutter mit festem Zielort, Unterkunft und Schwarzarbeitsplatz in Spanien für runde 6.000 Mark.

Die ebenfalls versprochene Arbeitsgenehmigung bleibt allerdings auch dort ein Traum. Das Heer der Illegalen wächst somit ständig. Auf 400.000 schätzt Spaniens Polizei die Immigranten ohne Papiere. Für andere endet die Odyssee auch auf der iberischen Halbinsel noch nicht. Sie versuchen nach Nordeuropa oder ins weniger arme Italien weiterzureisen. Ein Traum, von dem viele Schlepper gut leben – wie jener José Martin Moreno Reiner Wandler, Madrid

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