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■ QuerspalteFeind - dringend gesucht

Allmählich wird es langweilig: Die Polen lassen sich von der Nato ausbilden, die Albaner wollen unbedingt von der Bundeswehr gerettet werden, und beim nächsten Delirium tremens bettelt wahrscheinlich auch noch Boris Jelzin um Aufnahme in die westliche Wertegemeinschaft oder wenigstens ein Autogramm von Courtney Love.

Es gibt, scheint's, keine Feinde mehr. Alle Menschen werden Brüder, und die Schwestern saufen sich vor Kummer, daß die Kerle plötzlich so nett zueinander sind, den ganzen Tag mit billigem Eierlikör zu. Der Frieden ist da und raubt einem die letzten Ideale.

Vergangene Woche zum Beispiel weilte der US-Bürger Joseph W. Prueher in Hanoi. Im Hauptberuf ist Prueher Admiral. Früher, als das Bomben noch geholfen hat, war Prueher Kampfflieger über Vietnam, wurde mehrfach ausgezeichnet für Tapferkeit vor dem Feind: für die Wälder, die er entlaubte, für die Dörfer, die er abfackelte, für die Zivilisten, die er liebevoll mit Napalm versengte.

Aber was soll man sagen, der Mann hat dazugelernt: „Wir können eine Menge gemeinsam anpacken.“ Prueher schüttelte Hände, begutachtete abgeschossene amerikanische Kampfhubschrauber aus dem letzten Krieg und schenkte dem verhutzelten Ho Chi Minh ein nettes Lächeln. Dann verkündete er, daß vom Vietcong lernen siegen lernen heiße. Wenn das der Charlie damals geahnt hätte! „Vom Dschungelkrieg verstehen andere vielleicht mehr als wir“, erklärte Admiral Prueher. Deshalb wird es demnächst US- Super-Special-Einheiten geben: stahlharte Profis am Blasrohr, die im Stalinorgel-Staccato giftige Pfeile auf Gaddafi abschießen; als Reisfeld getarnte Ledernacken, die durch den Sand der südirakischen Wüste auf Bagdad zurobben; aber auch das eine oder andere Mädel, das sich, nur mit Lendenschurz, Krummdolch und einer Schale Hirse bewaffnet, in das inner sanctum der Bundesbank in Frankfurt vorarbeitet. Und der Feind, wo ist bloß der Feind? Hallo, Fei-heind! Bitte melde dich! Willi Winkler

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