: Die italienische Marine kreuzt vor der albanischen Adria
■ Italien verhängt eine Seeblockade gegen die albanischen Flüchtlinge und drängt auf einen raschen Militäreinsatz
Rom (taz) – Gut 5.000 Mann des italienischen Heeres und der Kriegsmarine sollen – „fürs erste“, wie das Verteidigungsministerium vorsorglich feststellt – bei der angekündigten Seeblockade vor der Küste Albaniens eingesetzt werden: Einerseits „um die Massenflucht von Albanern auf meist völlig seeuntauglichen Wassergefährten zu verhindern“, andererseits auch, um die „Anlandung und Verteilung der beabsichtigten humanitären Hilfe aus ganz Europa abzusichern und den Ordnungskräften Albaniens bei der Wiederherstellung der Ordnung im Lande behilflich zu sein“.
Daran werden sich dann voraussichtlich auch Frankreich, Griechenland, Portugal, Spanien und Österreich beteiligen. Darum gebeten hatte Albaniens Ministerpräsident, Baschkim Fino, der sich bereits mehrmals mit den Spitzen der italienischen Regierung getroffen hat.
Ob mit der Wacht der Tricolore-Flotte nahe der Küste Albaniens die Fluchtwilligen allerdings gestoppt werden können, scheint eher fraglich: Obwohl bereits Nachrichten über den Untergang mehrerer Seelenverkäufer im Umlauf sind und Italiens Küstenschutz andümpelnde Frachter und Fischerkähne immer wieder abzudrängen versucht, brechen sich die Boat People doch ihre Bahn. Anfang der Woche eröffneten Matrosen ankommender Flüchtlingsschiffe das Gewehrfeuer, wenn sich Küstenwachboote in den Weg stellten. Zahlreiche Schiffskommandanten flehen daher auch mittlerweile die Regierung um bindende Regelungen an: „Sollen wir die Schiffe der Verzweifelten denn einfach versenken, wenn die nicht haltmachen?“ fragte einer der Leiter der Operation Küstenschutz beim Innenministerium an. Statt zu antworten, hofft man im Ministerium auf Direktiven aus der Europäischen Gemeinschaft oder der UNO. Aber auch dort hüllt man sich bisher in Schweigen oder zeigt die übliche Unentschlossenheit: Erst nach Ostern könnte eine zumindest vorläufige Einigung über Art und Ausmaß einer Intervention fallen. Die Regierung drängt darauf, bei einer solchen Militäraktion das Kommando zu übernehmen. „Die Führung kommt dem Land zu, das die meiste Verantwortung trägt“, heißt es dazu im Verteidigungsministerium. Mit Stolz wird betont, das es das erste Mal wäre, daß Italien eine internationale Truppe anführt. Werner Raith
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