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7.900 Stahlarbeiter sind überflüssig

■ Die Stahlproduktion von Krupp Hoesch in Dortmund wird nach der Fusion mit Thyssen geschlossen. Entlassen werden soll angeblich niemand, sondern sozial abgebaut werden. Die Streiks weiten sich aus

Düsseldorf/Duisburg (dpa) – Krupp Hoesch und Thyssen wollen in ihrem geplanten Stahlunternehmen niemanden entlassen. Die Vorstandsvorsitzenden der beiden Konzerne, Gerhard Cromme und Dieter Vogel, hätten den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen zugesagt, sagte Wolfgang Clement, Wirtschaftsminister von Nordrhein-Westfalen. Allerdings würden durch die Fusion 7.900 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2002 abgebaut. Die Fusion der Stahlsparten soll am 1. April offiziell werden.

Bei Krupp Hoesch in Dortmund werden die meisten Arbeitsplätze verlorengehen. Dort soll die gesamte Produktion, die sogenannte Flüssigphase von den Hochöfen bis zur Warmbreitbandstraße, stillgelegt werden. Die Anlagen gelten als veraltet gegenüber den Werken von Thyssen, die denselben Zweck erfüllen.

In Dortmund werden nach Angaben der Vorstandschefs Cromme und Vogel im Jahr 2002 nur noch 2.100 Menschen mit dem Stahl ihr Geld verdienen. Noch sind es 5.700. Allerdings wollen die Unternehmen 1.300 Ersatzstellen in anderen Sparten schaffen. Außerdem soll als Ausgleich in Dortmund ein neues Elektrostahlwerk entstehen. Da die streikende Belegschaft sehr mißtrauisch gegenüber solchen Versprechen der Arbeitgeber ist, sollen Art und Zahl der Ersatzstellen schriftlich belegt werden, sagte Clement.

Der Kampf der Stahlkocher um ihre Arbeitsplätze weitete sich gestern aus: Nach den Stahlarbeitern von Krupp Hoesch in Bochum und Dortmund traten auch ihre 2.500 Kollegen in den Werken Siegen und Kreuztal in den unbefristeten Ausstand. Thyssen-Betriebsratschef Dieter Kroll stellte seinem Unternehmen ein Ultimatum: Bis zum 7. April solle Thyssen schriftlich den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen erklären, forderte er auf einer Betriebsversammlung im Thyssen-Werk in Duisburg. „Es wird erst sozialer Frieden herrschen, wenn diese Forderung erfüllt ist.“ Die Belegschaft habe den Glauben „an Banken und Konzernherren“ verloren. Sollte die Erklärung bis zum 7. April nicht vorliegen, „dann platzt hier der Kessel“.

Der Vorstandsvorsitzende von Thyssen-Stahl, Ekkehard Schulz, sagte den Mitarbeitern zu, daß es in Duisburg keine Entlassungen geben werde. Auch der Vorstandsvorsitzende der Krupp Hoesch Stahl AG, Hans-Wilhelm Graßhoff, sicherte den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen zu: „Der Personalabbau wird sozialverträglich abgefedert.“

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