Springers Welt expandiert nach Bremen

■ Die Welt wird mit einer Bremen-Beilage kommen – vier Seiten immer montags

In der Bremer Baumwollbörse, dem massigen Geschäftshaus an der südöstlichen Ecke des Marktplatzes, riecht es im ersten Stock noch nach Farbe: Die Welt, das überregionale Blatt aus dem Springer-Konzern, hat hier Redaktionsräume angemietet. „Anderthalb Räumchen“, lacht die Springer-Sprecherin in Hamburg, Edda Fels. Ab kommender Woche soll es vier ganze Bremen-Seiten in der Welt geben, jeden Montag.

Die Aktion erscheint sympathisch chaotisch vorbereitet. Am Freitag, so hat die Telekom jedenfalls versprochen, werden Telefonanschlüsse in die Redaktionsräume gelegt. Auch die Computer fehlen vier Tage vor dem Ernstfall noch, sie sollen später kommen. Die erste Ausgabe wird mit Handy und auf dem Laptop produziert, Fotos werden wohl auch auf mittlere Sicht über den Computer der BILD-Redaktion nach Hamburg gespielt.

Einen Lokalchef soll die Welt-Beilage aus Bremen nicht bekommen, den Inhalt verantwortet Hamburgs Lokalchef Uwe Dulias mit. Überhaupt sind die Bremer ganz kollektiv selbstverantwortlich: Nur freie MitarbeiterInnen werden die Redaktionsräume bevölkern, vier sind fürs erste fest geplant. Andere Journalisten werden gelegentlich Artikel zuliefern.

Zu der Stammbelegschaft der Freien gehört Günter Hörbst, der ein Jahr lang bei BILD in Bremen gearbeitet hat. Der Bremer Mittelstand, Wirtschaftskreise, das sind auch für die vierseitige „Bremen-Beilage“das Zielpublikum. Also viel Politik, viel Wirtschaft, auch Kultur, Sport, Vermischtes. „Die Bremer sind unzufrieden mit ihrem Monopolblatt“, weiß Günter Hörbst, „hintergründiger“und „analytischer“als der Weser-Kurier wollen die Welt-Kollegen deshalb arbeiten. Der Wochen-Rhythmus soll den Freiraum dafür geben. Das erste Layout wird gemeinsam mit dem Hamburger-Lokalchef entwickelt, Spielnummern und Vorlagen gibt es nicht – die Welt startet in Bremen von null auf hundert.

Das Bremer Beiblatt scheint nicht von langer Hand geplant, jedenfalls gibt es keine konkrete verlegerische Strategie. Mit den Ambitionen des Springer-Konzerns aus den 70er Jahren, die Bremer Nachrichten aufzukaufen und in Bremen mit einer Tageszeitung präsent zu sein, haben die Planungen für die Welt nichts zu tun. Chefredakteur Helmut Löffelholz verweist für Auskünfte an den Hamburger Lokalchef, unter dessen Verantwortung das Experiment steht. „Norddeutsche Kompetenz“will die Welt ausbauen, ähnlich wie die Süddeutsche Zeitung im süddeutschen Raum. Neben Berlin –dem „kommenden Standort“– will die Welt eben in Norddeutschland ihre Leser halten und wenn's geht vermehren, sagt Löffelholz. Genau 1.522 verkaufte Exemplare hat die Welt derzeit in Bremen, sagt die jüngste IVW-Liste. Die Hoffnung daß aus der Wochenbeilage einmal ein täglicher Lokalteil wird, „wäre unrealistisch“, findet der Chefredakteur.

Ob das Bremer Experiment, wenn es denn erfolgreich ist, wenigstens in Kiel, Lübeck oder Hannover Schule machen soll, das sei vollkommen offen, sagt auch die Springer-Sprecherin Fels. Große Ausgaben eine Werbekampagne, die 500.000 nichtsahnende Bremer auf die neue Qualität der Welt am Montag hinweist, sind für den Starttermin nicht geplant.

Weiterreichende Erklärungen oder Stellungnahmen des Lokalchefs oder der Hamburger Verlagsleitung waren gestern nicht zu erhalten. Die Nachfrage der taz hat die Welt-Sprecherin allerdings dazu angeregt, eine Pressemitteilung zu dem Ereignis vorzubereiten, die in diesen Tagen verbreitet werden soll. K.W.