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: Ziemlich lyrisch: „Taxi Lisboa“, ein Stadtporträt von Wolf Gaudlitz

Auf den bayrischen Filmemacher Wolf Gaudlitz, der unter anderem in Lissabon aufwuchs, muß diese Stadt eine ganz besondere Faszination ausgeübt haben. Aus seinem Stadtporträt ist zumindest ein ziemlich lyrischer Film geworden, der nicht so recht Dokumentation sein will, sich aber auch nicht entscheiden kann, Spielfilm zu sein.

Im Mittelpunkt von „Taxi Lisboa“ steht Senhor Augusto Macedo, ein 95jähriger Taxifahrer, ein Stadtunikum. Seit 70 Jahren fährt er mit dem gleichen Oldsmobile durch Lissabon, kutschiert immer wieder die gleichen Gäste und trifft immer wieder die gleichen Leute: die Touristenführerin Josefina, den in Lissabon gestrandeten Juden Herr Wajsberg, den Schuhputzer Eduardo, den entrückten Bettler oder die schöne Ana-Teresa. Wie Trabanten kreisen sie um Senhor Augusto und kreuzen dabei manchmal auch mehr oder weniger flüchtig ihre Bahnen. Der Bettler bindet an vertrocknete Blätter Zettel mit der Aufschrift „Rio de Janeiro“ oder „New York“, bevor er sie im Hafen auf ihre Reise schickt. Und die junge Ana-Teresa, die aus Sentimentalität immer wieder mit Senhor Augusto fährt und sich von ihm immer wieder wünscht, daß er sie zu ihrer Hochzeit fahren möge. Obwohl sie gar nicht heiraten will. Abgesehen davon, daß die eigene Lissabon-Sehnsucht ja schon nahe am Kitsch gebaut ist, ist es aber einfach zuviel des Guten, wenn die feiste, schwarz gekleidete Traumgestalt Herr Nemo (!) Pflastersteine in ihre Aktentasche packt und rote Ballons aus der Straßenbahn aufsteigen läßt. Wim Wenders ist mit seiner „Lisbon Story“ ein elegantes Stadtporträt gelungen, weil es am Rande entstand und weil er sich für die Form Spielfilm entschieden hat. Wolf Gaudlitz hat zwar auch einige bezaubernde Bilder gefunden, leider rutscht er dann aber zu oft ab in die Klamottenkiste des Gauklerwelt und des Kitsches. Roncalli portugise. Ania Mauruschat

„Taxi Lisboa“, Sputnik Südstern, Filmbühne am Steinplatz