: Bärendienst für Buch und Gauck
■ betr.: „Pyrrhussieg für Ex-IM“, taz vom 19. 3. 97 (Berliner Lokalteil), „Fauler Kompromiß“, Kommen tar von Peter Walther, taz vom 21. 3. 97
[...] Nun berichten Sie enttäuscht über meine Klage gegen die Gauck-Behörde und das Urteil. (Trauriger Ton!): Die Wahrheit ist, daß Herr Links selbst die Klage gegen die Behörde als den rechtlich Verantwortlichen lenkte, ihm persönlich könne man nichts... (Ihr Artikel verschweigt's). Inzwischen behaupten Sie wahrheitswidrig, ich „bestreite nicht die Authentizität der veröffentlichten Akten“. Es gibt vor einer Verhandlung anwaltliche Briefe... Lassen Sie sich das gelegentlich erklären. Also noch einmal: „Meine“ Passage in Walthers Buch ist ein manipulatives Konglomerat aus Stasi-Unwahrheiten, Stasi-Halbwahrheiten, Walther-Unwahrheiten und Walther-Manipulationen. Die Spitzelakte über mich – verschwiegen, Repressionen wegen Nicht-Willfährigkeit – verschwiegen, schlimme Spitzel des einschlägigen Fachbereiches – verschwiegen. Die Aufarbeitung der Uni- Lit.wiss. im Buch: Müller-Waldeck neben S. Löffler gestellt – fertig ist die Stasi-Laube, nachschlage-gerecht.
Nun geben Sie fatalerweise ein verdecktes Signal an alle IMs, gegen Gauck zu prozessieren, indem Sie verschweigen, daß hier ein Einzelfallurteil erging, weil ich niemanden bespitzelt oder belastet oder geschädigt habe... gerichts- und stasiseits festgestellt und sogar vom Buch bestätigt. Ein Bärendienst für Buch und Gauck!
Als vor drei Jahren mein öffentlicher Arbeitsgerichtsprozeß lief, hätten Sie das alles schon einmal hören können. Hier trat eine seriöse Gauck-Zeugin auf und konnte die Unterstellungen der Gegenseite nicht stützen. Seitdem gibt es keine neuen Akten. Aber – (wieder Tremolo!) man hätte sich doch vergleichen und die Neuauflage(!) in meinem Sinne korrigieren können, ich hätte doch demütig die anderthalb Seiten über mich ergehen lassen sollen damit es nicht so staubt.
Ich wäre vorher zu jedem Gespräch bereit gewesen. Und daß ich vier Jahre nach Eilantrag jetzt endlich von meiner Bespitzelungsakte erfahren durfte (lange nach meinem Arbeitsgerichtsprozeß) hätte Ihnen ruhig merkwürdig vorkommen dürfen. – Zweimal, lieber Peter Walther, verbeugen Sie sich noch hastig vor mir: „(...seine Vorlesungen – „ein Lichtblick“, und „Anspruch auf eine gerechte Darstellung seiner Biographie“). Ich entlasse Sie aus einer Verpflichtung zu solchen Ritualen, sonst machen Sie sich noch völlig zum Kreisel. Und der von Ihnen aufgewirbelte Staub, den ich doch hätte vermeiden sollen... das lassen Sie Ihre Sorge sein. Wenn Sie mit Ihrem Schreiben leben können, schreiben Sie weiter so. Viel Glück. Gunnar Müller-Waldeck
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