: Zusammenstöße in Hebron
■ Israels Ministerpräsident droht und bietet zugleich Lösung nach dem Camp-David-Modell an
Hebron/Tel Aviv (dpa/AP/taz) – In Hebron im Westjordanland ist es gestern erneut zu Zusammenstößen zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten gekommen. Hunderte palästinensischer Jugendlicher warfen in der Hebroner Altstadt Steine auf die Soldaten. Die Israelis setzten Tränengas und Gummigeschosse ein. Nach Angaben des israelischen Rundfunks wurden 15 Palästinenser verletzt.
Die Armee hinderte gestern mehrere Palästinenser daran, eine Pilgerreise nach Mekka anzutreten. Der israelische Rundfunk berichtete, fünf führenden Mitgliedern der der Hamas nahestehenden islamischen Rettungs-Partei aus dem Gaza-Streifen sei die Ausreise nicht gestattet worden. Die israelischen Sicherheitsdienste befürchteten, die Männer wollten Kontakt zur Hamas-Führung im Ausland aufnehmen. Am Vortag nahmen israelische Sicherheitskräfte auf der Allenby-Brücke den Hamas-Führer Scheich Hassan Jusuf aus Ramallah im Westjordanland fest. Nach israelischen Presseberichten hat die Armee in dieser Woche in der Nähe von Hebron überdies neun Hamas-Mitglieder festgenommen, die verdächtigt wurden, einen Sprengstoffanschlag in Israel vorzubereiten.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat zur Lösung der Krise gestern einen Dreiergipfel nach dem Muster der Konferenz von Camp David vorgeschlagen. Er drohte den Palästinensern aber auch mit einem noch größeren Einsatz des Militärs. Netanjahu, der am Montag in Washington mit US-Präsident Bill Clinton zusammentrifft, bot den Palästinensern an, alle Streitfragen in sechs Monaten zu klären. Vorbedingung sei, daß der Terror gegen sein Land aufhöre. Sollte es nicht möglich sein, alle Fragen in sechs Monaten zu klären, komme auch eine Art Camp-David-Gipfel mit Arafat und Clinton in Frage. Am Donnerstag abend hatte Netanjahu erneut versichert, den Siedlungsbau in Jerusalem, im Westjordanland und im Gaza- Streifen fortzusetzen. In einer Versammlung seiner Likud-Partei sagte er, seine Regierung halte sich „alle Möglichkeiten“ und „alle Optionen“ offen.
Arafat erklärte, er sei nicht zur Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Israel im Sicherheitsbereich bereit, solange die Friedensgespräche nicht wiederaufgenommen würden. Er äußerte sich im Gespräch mit dem amerikanischen Generalkonsul in Jerusalem, Edward Abington. Nach palästinensischen Angaben sind Dutzende Verdächtige festgenommen worden, seit zwei Anhänger der radikalen Organisation Dschihad am Dienstag Selbstmordattentate im Gaza-Streifen verübten.
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