Kommentar (vgl. Seite 22): Naturschutz praktisch
■ CDU setzt FDP-Blockade nicht fort
In aller Stille hat die Umweltdeputation Mitte März zwei Naturschutz-Projekte, gegen die es einigen Widerstand gab, vorangebracht: Nach dem Beschluß über das Werderland läuft nun das Verfahren für Brokhuchting und Naturschutz herrscht am Weserportsee.
In der Zeit der Ampel-Koalition wurde der Konflikt um den kleinen Weserportsee in Bremerhaven zum Grundsatzkonflikt „Wirtschaftsinteressen gegen Naturschutz“hochgespielt, Wirtschaftssenator Claus Jäger gegen den Umweltsenator Ralf Fücks, FDP gegen Grüne: wer setzt sich durch? Da die SPD gespalten war, blieb eine Entscheidung blockiert.
Die Große Koalition scheint pragmatischer mit solchen Fragen umzugehen. Daß Kompromisse erforderlich sind im Streit von Umwelt- und Wirtschaftsinteressen, das war auch in Zeiten der Ampel allen klar. Daß es niemanden voranbringt, diese Auseinandersetzung hochzustilisieren, das haben die derzeitigen Koalitionäre offenbar aus der Ampel-Zeit gelernt.
Daß die Umwelt-Bilanz dieser Koalition dabei insgesamt mager ausfallen wird, steht auf einem anderen Blatt. Nicht für Naturschutz wurde sie gewählt, sondern für Wirtschaftserfolge. Und doch wird sich noch zeigen müssen, ob sie nicht am Ende erfolgreicher war bei dem, was sie nicht gewollt hat – als bei dem, was sie gewollt hat.
Klaus Wolschner
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