: Sparzwang soll Reform sein
■ Zahl der Professoren an der Freien Universität soll halbiert werden, schlägt eine FU-Kommission vor. Die Nichtbesetzung von Stellen trage zur "Profilbildung" bei
Eine Halbierung der Professorenstellen an der Freien Universität (FU) ist das Ziel eines Strukturkonzeptes, das die Entwicklungs- und Planungskommission der Uni dem Akademischen Senat Mitte Mai vorlegen will. Der Erziehungswissenschaftler Hans Merkens, Vorsitzender der Kommission, plant, durch die Nichtbesetzung frei werdender Dozentenstellen die Zahl der Lehrenden von derzeit 570 (1992 waren es noch 750) auf etwas mehr als 300 zu reduzieren. Die Reduzierung solle bis 2003 erreicht werden. Die Kommission betonte, der Abbau dürfe nicht allein nach der „Ausscheidetafel“ der Hochschullehrer vor sich gehen. Der Sparzwang biete die Möglichkeit, an der „Profilbildung“ der Uni zu arbeiten.
Der Fachbereich Sport wird möglicherweise ganz der Humboldt-Universität überlassen. Da diese Sportunterricht in Hohenschönhausen gibt, erscheint es Merkens nicht weiter sinnvoll, überhaupt Lehramtsstudenten an der FU auszubilden. Da die meisten Lehrerkandidaten das Fach Sport belegen würden, hätten sie zu lange Wege zwischen Dahlem und dem Nordosten Berlins zurückzulegen. Neu eingerichtet werden sollen die Forschungsschwerpunkte Vorderer Orient und Ostasien. Über den Fachbereich Medizin an der FU mit derzeit 117 Dozenten will die Entwicklungskommission zu einem späteren Zeitpunkt beraten.
Hans Merkens schlägt vor, langfristig 160 Professoren für die Geistes- und Sozialwissenschaften einzuplanen, 100 für die Naturwissenschaften und 40 für die kleineren Fächer. Große Fachbereiche müßten sich in Zukunft mit einem Pool von höchstens 20 Lehrenden begnügen. Spezialfächer wie Rechts-, Kultur- und Entwicklungssoziologie könnten zu ihrem Mutterfach zurückgeführt und fachübergreifend gelehrt werden.
Obwohl sich Vertreter einzelner Fachbereiche schon gegen das Konzept ausgesprochen haben, äußerte sich Merkens gegenüber der taz zuversichtlich, daß die schriftliche Fassung der Planungen seiner Kommission den Segen des Akademischen Senats erhält und dieser das Konzept mit wenigen Änderungen verabschiedet. In diesem Falle würde dann bis Ende des Sommersemesters das Kuratorium endgültig über künftige Fachbereiche und deren Größe entscheiden.
Uwe Nef, Leiter der FU-Pressestelle, glaubt, daß bis Ende des Sommersemesters allenfalls ein Orientierungsrahmen festgelegt werden kann. Auch wenn die Universität sich vor dem Hintergrund „leerer Töpfe“ in Zugzwang befinde, sei eine Neuordnung der Fakultäten mit großem organisatorischen Aufwand verbunden. Leif Allendorf
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