: Schönefeld bald nicht mehr planlos
■ Umstrittenes Ingenieurbüro erhält Planungsauftrag. Aufsichtsrat wartet auf die kritisierte Justizsenatorin
Die in die Kritik geratene Ingenieurgesellschaft WIB steht nach Informationen auf Platz eins der Ausschreibung um das Projektmanagement für den Flughafen Schönefeld. Jetzt muß am 18. April noch der Aufsichtsrat der Projektplanungsgesellschaft Schönefeld (PPS) eine Entscheidung treffen, ob die WIB und deren Geschäftsführer Herbert Märtin die Planung übernehmen soll. Gegen Märtins Beauftragung haben sich Konkurrenten beschwert.
Das Gesamtvolumen der Planungsarbeiten für den Airport bezifferte ein Mitarbeiter der Flughafenholding (BBF), Muttergesellschaft der PPS, auf etwa 80 Millionen Mark. Der erste Teil liege jedoch nur bei „wenigen Millionen“.
Das Ergebnis der Ausschreibung ist den Aufsichtsratsmitgliedern der PPS schon seit dem 7. März bekannt. Eine Entscheidung wurde dennoch bereits zweimal vertagt. Beobachter meinen, eine Entscheidung für die WIB dürfte die Kritik am Verfahren neu aufleben lassen. Denn Herbert Märtin ist bereits als Berater und als Gutachter für die BBF tätig. Ihm werden gute Beziehungen zu SPD-Mitgliedern im Aufsichtsrat nachgesagt, und ihm war eine versteckte Protegierung des Sohns von Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD), Aufsichtsratsmitglied der PPS, vorgeworfen worden.
Die Vergabe-Überwachungsstelle des Landes Brandenburg prüft zudem noch eine Beschwerde des renommierten Frankfurter Ingenieurbüros Lahmeyer International gegen die Ausschreibung und die mögliche Bevorzugung Märtins. Aus BBF- Kreisen verlautete, das sei nicht der eigentliche Grund der Verschiebung. Das Überprüfungsverfahren übe nämlich keine aufschiebende Wirkung aus. Auch die offizielle Version der PPS, die Vorbereitungszeit für eine Entscheidung sei nicht ausreichend gewesen, wird intern als untergeordnetes Problem gewertet. Peschel-Gutzeit war bei der letzten Sitzung des PPS-Aufsichtsrates nicht anwesend. Ohne sie, die zuletzt wegen der Flughafenplanungen im Mittelpunkt der Kritik stand, so werten Kritiker, wollten die anderen sechs Aufsichtsräte keine so umstrittene Entscheidung treffen.
Derzeit sieht es so aus, als ob die PPS dem Ingenieurbüro WIB den Auftrag geben will. Mitglieder des Aufsichtsrats befürchten Regreßforderungen von seiten der WIB, sollte der Auftrag trotz Ausschreibungsergebnis an den Zweitplazierten, also Dornier, vergeben werden. Das Ausschreibungsverfahren war in Zusammenarbeit mit der Flughafenholding München nach einem Punktesystem durchgeführt worden. Öffentliche Reputation war dabei kein Kriterium. Barbara Junge
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