Besser als Möller, Scholl und Basler

■ Nur dank Balakow darf der VfB Stuttgart weiter auf die Champions League hoffen

Freiburg (taz) – Wem nutzt es? Das war anschließend die meistgestellte Frage. Es war zugleich die schwierigste – wie oft bei Spielen, die am Ende keinen Sieger vorzuweisen haben. Die nüchterne Konsequenz aus dem 1:1 zwischen dem SC Freiburg und dem VfB Stuttgart jedenfalls lautet: Die Punktedifferenz der Südbadener auf den rettenden 15. Bundesliga-Tabellenplatz ist auf 13 Punkte angewachsen, die der Schwaben auf Platz eins auf sechs.

Den Freiburgern dürfte das zumindest nicht schaden. Seit Wochen empfiehlt Trainer Volker Finke seinen Akteuren, den wenig erbaulichen Blick auf die Tabelle zu vermeiden. Und nach dem 1:3 vom vergangenen Wochenende in Rostock hatte Kapitän Uwe Spies die Zielsetzung für die verbleibenden Wochen auf einen einfachen Nenner gebracht: „So dürfen wir uns aus der Liga nicht verabschieden, es geht jetzt um das Wie.“

VfB-Trainer Joachim Löw ließ dagegen nach dem Freiburger Unentschieden keinen Zweifel daran, daß es in Stuttgart in erster Linie ums „Was“ geht. Und das heißt mittlerweile nicht mehr nur internationaler Wettbewerb, sondern ganz eindeutig Champions League. Klar, daß unter diesen Vorgaben das 1:1 beim Tabellenletzten nicht sehr nutzbringend und Löw „mit dem Ergebnis nicht zufrieden“ war.

Zumal seine Mannschaft durch eine spektakuläre Volley-Abnahme vom stark spielenden Elber-Ersatz Gilewicz keineswegs unverdient in Führung gegangen war. Das taktische Konzept, mit dem sich der VfB unter Löw zu neuen Höhen aufgeschwungen hat, war zu diesem Zeitpunkt wieder voll aufgegangen. Seit seinem Amtsantritt versucht der gebürtige Schwarzwälder sein Team nach dem Grundsatz auszurichten: „Spiele werden hinten gewonnen.“

So hatte Löw nach der Demission von Vorgänger Fringer als erste Amtshandlung die Viererabwehrkette verabschiedet und Kapitän Verlaat in die Rolle des klassischen Liberos zurückbeordert. Die Defensivkraft des zentralen Mittelfeldes wurde mit Soldo gestärkt, und auch Nebenmann Poschner wurden vermehrt Abwehraufgaben zugeteilt. Erstaunlicher Nebeneffekt: Die Angriffsformation begann mit einer Effizienz zu arbeiten, wie sie sonst nur schwäbischen Brezelbäckern nachgesagt wird.

Tatsächlich aber ist es ein bulgarischer Wirbelwind, der den Takt im Stuttgarter Angriffsspiel vorgibt. Seit er von allen Defensivaufgaben entbunden ist, hat Krassimir Balakow sich zum wohl stärksten offensiven Mittelfeldspieler der Liga entwickelt. Ein Dribbelkönig auf dem Bierdeckel, antrittsschnell, enorm torgefährlich und dazu ein perfekter Anspieler für die Spitzen – weder Möller oder Wosz, weder Scholl noch Basler vereinen all diese Qualitäten auf sich, von denen in Stuttgart auch die Angreifer Bobic und Elber enorm profitieren.

Das schnelle Umschalten aus der Defensive in die Offensive ist unter der Regie des Bulgaren zur Paradedisziplin des Stuttgarter Vorwärtsspiels geworden. Ob es in dieser Saison schon zum Sturm der Champions League reicht, scheint fraglich. Immerhin: Trainer Löw, der vor allem beklagte, daß der Ausgleich „durch einen kapitalen Abwehrschnitzer“ – Verlaat hatte den Ball vertändelt – zustande gekommen war, erwies sich auch danach als Taktiker.

Den Punkteverlust konterte er mit unzweideutigen Versuchen, verbal den Anschluß zur Spitze zu halten. Und Stürmer Bobic assistierte schon mal mit dem Hinweis, daß in diesem Jahr ja „auch der zweite Platz“ zur Teilnahme an der Champions League berechtige. Uli Fuchs

SC Freiburg: Schmadtke - Buric, Vogel, Spanring - Kohl, Frey, Sutter, Guezmir (30. Sternkopf), Frontzeck - Wassmer, Spies

VfB Stuttgart: Wohlfahrt - Haber, Verlaat, Berthold - Hagner (80. Buck), Soldo, Poschner, Balakow, Legat (84. Lisztes) - Gilewicz, Bobic - Zuschauer: 22.500

Tore: 0:1 Gilewicz (64.), 1:1 Wassmer (66.)