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Zaires Rebellen suchen den Weg nach Kinshasa

■ Die Armee hat dem Vormarsch der AFDL nichts mehr entgegenzusetzen

Berlin (taz) – Mit weißen Fahnen und weißen Stirnbändern als Zeichen der Kapitulation haben Soldaten der zairischen Regierungsarmee gestern in Lubumbashi, Hauptstadt der südlichen Bergbauprovinz Shaba und damit eine der wirtschaftlich wichtigsten Städte des Landes, die Rebellen der Allianz demokratischer Kräfte für die Befreiung von Kongo/Ex- Zaire (AFDL) empfangen. Lubumbashi könnte somit eine Ausnahme zu der Regel darstellen, wonach zairische Soldaten angesichts anrückender Rebellen Städte erst plündern und dann kampflos aufgeben. Die Armeeführung unter General Mahele sagte gestern, die Rebellen seien in Lubumbashi „willkommen“.

Dies ist nicht nur als zivilisatorischer Fortschritt zu werten, sondern auch als Friedensangebot. Die Armeespitze weiß: Obwohl Mobutu den Großteil des eigentlich für die Vorbereitung von Wahlen im zairischen Staatshaushalt vorgesehenen Geldes für den Ankauf von Söldnern und Waffen ausgegeben hat, kann er die AFDL jetzt nicht mehr daran hindern, bis zum zairischen Nationalfeiertag am 30. Juni in der Hauptstadt Kinshasa zu stehen. So kann die Armee nur noch versuchen, ihre eigene Haut zu retten und den anstehenden Machtwechsel zu beeinflussen. Die noch vor einigen Wochen diskutierte Möglichkeit eines Militärputsches in Kinshasa hat sich inzwischen verflüchtigt, denn die politische Konfusion dort hat inzwischen außergewöhnliche Ausmaße angenommen. Anhänger des Präsidenten Mobutu betreiben gemeinsam mit der ganz radikalen Opposition die Entmachtung des Oppositionsführers Etienne Tshisekedi, der erst am vergangenen Mittwoch Premierminister geworden war. Tshisekedi hatte sich Ende letzter Woche zwischen alle Stühle gesetzt, als er die Auflösung des Parlaments und die Wiedereinsetzung der 1992 von Mobutu aufgelösten Nationalkonferenz ankündigte, was außer ihm niemand mehr für eine adäquate Antwort auf die Systemkrise in Zaire hält. Gestern ging die Polizei mit Tränengas gegen Anhänger Tshisekedis vor, die in Kinshasa zum Parlament ziehen wollten, um es an der Verabschiedung eines Mißtrauensvotums gegen den angeschlagenen Premier zu hindern.

Anstelle eines Putsches halten einige Beobachter inzwischen eine Soldatenrevolte in der zairischen Hauptstadt für möglich, die wie 1991 und 1993 zu verbreiteten Zerstörungen und Fluchtbewegungen führen könnten. Dies könnte dann die im Nachbarstaat Kongo versammelten Soldaten aus den USA, Frankreich, Belgien und Großbritannien zu einer Intervention verleiten. Die ausländischen Soldaten müßten dann sowohl mit Armeechef Mahele wie auch mit Rebellenchef Kabila verhandeln. Es wäre für die Armee die letzte Möglichkeit, den Siegeszug der AFDL zwar nicht aufzuhalten, aber ihm zumindest etwas abzugewinnen.

Vorerst jedoch ist das Mobutu- Lager völlig in der Defensive, während die Rebellen es nicht nötig haben, bei den seit Samstag andauernden Geheimgesprächen in Südafrika auch nur die geringsten Zugeständnisse anzubieten. „Das Ziel der Verhandlungen ist, daß Mobutu abdankt“, sagte AFDL- Chef Laurent-Désiré Kabila gestern in Goma. Das Schlimmste, was Mobutu passieren könnte, ist wohl, daß die Verhandlungen so lange dauern, daß ihm gar nichts anderes mehr übrigbleibt. Dominic Johnson

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