■ Mit Giftmüllimporten auf du und du: Bleilast für Indien
Neu-Delhi (IPS) – In Indien hat sich der Import von Giftmüll trotz eines Verbots durch den Obersten Gerichtshof innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt. Vor allem Bleiabfälle wurden zwecks Recycling verstärkt eingeführt. Viele Kinder in der Nähe von Fabriken, die Blei wiedergewinnen, leiden nach Erkenntnissen von Greenpeace deshalb unter chronischer Bleivergiftung.
Ein Importverbot für Batterieschrott und bleihaltige Stäube, das das Oberlandesgericht von Delhi im April letzten Jahres verhängte und am Mittwoch letzter Woche erneut bestätigte, blieb völlig ohne Wirkung. Auf rund 15.000 Tonnen Bleiabfälle aus 27 Ländern schätzt Greenpeace die Menge an Giftmüll, die allein über zwei indische Häfen seit April 1996 importiert wurde.
Trotz des Drucks, den der Oberste Gerichtshof und zahlreiche Oberlandesgerichte durch Urteile ausübten, sei es Indien nicht gelungen, den Strom von Giftmüllimporten auch nur einzudämmen, so die Schlußfolgerung des Greenpeace-Berichts. Dabei hatte das Gericht am 2. April erneut die Einfuhr blei- und zinkhaltiger Stäube und Schlämme untersagt.
Im Lauf der öffentlichen Anhörung hatten Vertreter der staatlichen Umweltüberwachungsbehörde sogar einräumen müssen, daß es in ganz Indien keine Möglichkeit gebe, diese Stoffe umweltfreundlich zu verarbeiten.
Dies bestätigt auch die Greenpeace-Studie in erschreckender Weise. Vertreter der Umweltorganisation besichtigten im Rahmen der Studie auch Fabriken von Indiens größter Firma im Blei-Busineß, „Indian Lead“, in den Bundesstaaten Westbengalen und Maharashtra. Dort stellten sie chronische Bleivergiftung bei fast allen Arbeitern und den Anwohnern der Betriebe fest.
Bei den Kindern ermittelten Ärzte eine Bleibelastung von bis zu 23,4 Mikrogramm pro 100 Milliliter Blut. Schon bei einem Wert von zehn Mikrogramm komme es jedoch zu Schädigungen des Nervensystems und einer Verzögerung der geistigen Entwicklung, so heißt es dazu in der Studie.
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