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Vollends auf „Weltniveau“

■ „Junge Kunst aus Danzig“jetzt im Haus der Bremischen Bürgerschaft

„Ein junger Mann, der sich in die Strukturen nicht einschreibt, wie er auch immer begabt ist, hat keine oder nur geringe Chancen darauf, daß sein Talent die Augen eventuellen Publikums erfreuen wird. Deswegen bereiten wir im Glanze kosmopolitischer Parolen uns und dem Künstler Freude.“So schön steht's im dreisprachigen Katalog „Junge Künstler aus Gdansk“. Anläßlich des 1.000jährigen Stadtjubiläums der nordpolnischen Metropole wurde er mitsamt „junger“Kunst auf eine Ausstellungstournee geschickt, die via Kopenhagen seit gestern unter dem Titel „Danzig, Alte Stadt – Junge Kunst“im Haus der Bremischen Bürgerschaft Station macht.

Die Architektur des Parlamenentsgebäudes am Markt macht es der Kunst nicht leicht. Trotz der räumlichen Großzügigkeit des Festsaales in der zweiten Etage ist das räumliche Erscheinungsbild sehr durch Funktionsgegenstände befrachtet und optisch von dauerhaft angebrachtem Zierrat bekleckert. Und auch die Kunst aus Danzig bekommt davon etwas ab, obwohl es sich um großformatige Arbeiten handelt.

Suchst' etwas Danzig-typisches, dann suchst' vergeblich. Denn die hier auf die Gattungen Malerei und Zeichnung beschränkte Schau kommt so typisch untypisch daher wie Kunst aus Bremen, Kopenhagen oder sonstwo. Von akademischem Rigorismus keine Spur – wie's scheint, haben sich diese jungen DanzigerInnen der Jahrgänge 1964 bis 1972 vollends auf „Weltniveau“begeben.

Allein den Aktzeichnungen von Bartlomiej Blazejowski haftet durch das Oberlicht und die dramatische Männermuskelbetonung ein bizarres Pathos an. Doch der schrillen, bunten und ornamentalistisch verspielten Malerei von Arkadiusz Sylwestrowicz, dem reliefhaften und an Kiefer erinnernden Monumentalbild „Das Kliff“von Tomasz Krupinski oder den in farbigen Flächen verschwindenden Landschaften und Portraits der Karolina Aszyk ist künstlerischer Einfallsreichtum, aber nicht die Herkunft anzusehen.

Es gebe keine „junge Gdansker Kunst“, die sich kennzeichnen oder kategorisieren ließe, heißt es folglich auch im Katalog. Und im Charme einer holprigen Übersetzung folgt die Frage: „Ob diese Kunst von ihren Schöpfern und von ihrer Zeit suggestiv genug spricht? Das müßt ihr schon alleine beantworten.“Einzig schade, daß diese Begegnung mit „junger“Kunst aus Danzig nur im Haus der Bürgerschaft möglich ist. ck

„Danzig, Alte Stadt – Junge Künstler“, bis 28. April

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