Erfolg mit Mängeln

■ Hamburger Anti-AKW-Initiativen ziehen Bilanz der Castor-Blockade

Das Polit-Event begann mit einem Glas Sekt. Da die Castor-Blockade in Gorleben insgesamt sehr erfolgreich gelaufen sei, wollten die Hamburger Anti-Atom-Initiativen, die sich am Dienstag in der Altonaer Werkstatt 3 versammelt hatten, um Bilanz zu ziehen, erst mal feiern. Die 80 AtomgegnerInnen waren sich darin einig, daß mehr HamburgerInnen als erwartet nach Gorleben mobilisiert werden konnten, und daß der ökonomische und politische Preis für den Atomtransport so weit in die Höhe getrieben worden sei, daß mit einer baldigen Wiederholung diese Geländespieles nicht zu rechnen sei.

Massive Kritik wurde allerdings an der Organisation des Hamburger Camps in Quickborn geübt. Die Aktionen dort seien weder abgestimmt noch vernünftig geplant gewesen. Auf die massive Polizeipräsenz an der Nordstrecke seien die Camp-AktivistInnen weder vorbereitet gewesen, noch hätten sie eine Antwort darauf gefunden. Eine „konspirative Geheimniskrämerei an der falschen Stelle“habe zudem dazu geführt, daß „niemand wußte, welche Gruppe wann welche Aktionen geplant“hatte.

Auch habe es für einzeln angereiste AtomgegnerInnen „keine Angebote“gegeben, sich am Widerstand zu beteiligen. Bei einer Neuauflage des Camps, so das gemeinsame Fazit, müßten Aktionen und Kommunikationsstrukturen frühzeitiger und transparenter organisiert werden.

Da mit einer baldigen Wiederholung der Gorleben-Festspiele nicht zu rechnen sei, wollen sich die Hamburger Anti-Atom-Inis nun neue Schwerpunkte setzen. Ob der norddeutsche Atom-Widerstand in Zukunft auf den „Leukämie-Reaktor“in Krümmel oder die Zwischenlager-Alternative in Ahaus fokussiert werden soll, darüber soll am 29. April ab 19 Uhr in der Werkstatt 3 auf einem Nachfolge-Treffen geredet werden.

Eine Polizei-Bilanz des Castor-Transportes liegt nun ebenfalls vor. Danach leisteten 511 Hamburger BereitschaftspolizistInnen in Gorleben insgesamt 52.900 Dienststunden ab. 13 von ihnen wurden verletzt – sieben bei einem Verkehrsunfall, vier durch Steinwürfe und ein Beamter bei dem Versuch, in ein Fahrzeug einzusteigen.

Marco Carini