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Drehbuch vom Speicher

■ Fendrich im Film: „Fröhlich geschieden“ (20.15 Uhr, ARD)

Kaum daß Kuppler Rainhard Fendrich heute abend seine Kandidaten mit dem HBH wie gewohnt ins Wochenende geschickt haben wird, da schlüpft er auch schon in die Rolle von Kupplers ärgstem Kontrahenten und debütiert als Scheidungsanwalt Felix Fröhlich in „Fröhlich geschieden“. Und das fröhliche Wortspiel läßt bereits ahnen, was den Zuschauer in diesem ORF-Fernsehspiel erwartet: eine Scheidungsanwalt-Komödie natürlich, uninspiriert zusammengestückelt aus kleinen hahaheiteren Scheidungsfall-Episödchen. Und damit's auch wirklich hihihimmelschreiend heiter zugeht, ist es natürlich die scheidungswütge Wiener Hohohautevolee, die alsdann unentwegt in billigstem Boulevard-Komödien-Humor auf höchstem Spießerniveau herumwitzelt. Humorbeispiel1: „Hatten Sie in Ihrer Familie schon mal einen Fall von Geisteskrankheit?“ – „Eine Tante von mir meinte mal, sie sei Franz Beckenbauer.“ Humorbeispiel2: „Könnte es sein, daß Sie Ihre Frau sexuell vernachlässigen?“ – „Ich bin standhaft wie Napoleon und biegsam wie Metternich, wenn Sie das meinen.“ Ist das noch witzig?

Der zu Recht vielgerühmte Wiener Schmäh ist das jedenfalls nicht. „Fröhlich geschieden“ sieht eher so aus, als habe man auf dem Dachboden der WTS Wörthersee Filmproduktion GmbH ein Originaldrehbuch aus den Fünfzigern gefunden und, ohne es vorher abzustauben, verfilmt. Selbst Helmut Fischer spielt hier den ewigen Stenz (wen sonst?) eher gelangweilt und ungewohnt witzlos.

Doch all diejenigen, die sich einen Film anschauen mögen, in dem der Münchner Gigerl Fischer als leiblicher Vater eines Charmeurs viennois wie Fendrich besetzt wurde, werden auch mit der völligen Ignoranz mikroethnologischer Unvereinbarkeiten, die ein solches Casting offenbart, kein Problem haben. Immerhin bekommt man hier den Fendrich als idealen Schwiegersohn 90 Minuten lang frei Haus – und eine Minute lang sogar mit entblößter Brust...

Humorbeispiel3 (aus dem Pressetext): „Mit 60 Prozent Marktanteil war ,Fröhlich geschieden‘ bei seiner Erstausstrahlung der erfolgreichste Film des ORF 1996.“ Christoph Schultheis

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