: Umweltschutz und Graffiti passen nicht
■ Ausgefallen: Ein Streitgespräch übers Steuersparen mit Janssen und Haus + Grund
In einer Sache sind sie sich einig. „Ich bin gegen die Vergeudung von Steuergeldern“, sagen der Bremer Umweltaktivist für das Hollerland, Gerold Janssen, und der Chef des Haus + Grund Vereins, Bernd Richter, wie aus einem Mund. Doch dann ist's schon vorbei mit der Harmonie – das konnte die taz jetzt in einem Briefwechsel nachlesen. Der Titel: „Haus + Grund und Gerold Janssen laden ein zu einem gemeinsamen Pressestreitgespräch“. Doch zum öffentlichen Streitgespräch, entworfen als „garantiert spannende Auseinandersetzung“, kam es nicht. Nur zum Streit.
Daß Gerold Janssen „unter dem Deckmantel des Umweltschutzes“zu ähnlichen Mitteln griffe, wie jugendliche Sprayer, deren Graffiti schlichtweg eine Form von Sachbeschädigung seien – nein, diese Darstellung des Haus + Grund Vereins wollte der Umweltaktivist gegen die Bebauung des Hollerlands nicht auf sich sitzen lassen.
Auch einen weiteren kleinen Zusatz in der Einladung zum öffentlichen Streitgespräch bat sich der Senior-Kämpfer gegen das Siemens-Bauvorhaben auf dem Uni-Ost Gelände aus: Daß er seine Aktion als zivilen Ungehorsam verstanden wissen möchte, sollte doch bitte eingefügt werden. Schlichte Sachbeschädigung – nein, das treffe den Kern nun wahrlich nicht.
Ach, und noch eine winzige Korrektur hatte Janssen anzubringen. In der Passage, „Herr Janssen hat ohne Frage in Bremen viel dazu beigetragen, das Umweltbewußtsein der Bürger zu schärfen. Dadurch genießt er jedoch keine Narrenfreiheit“– auch da müßte ein wenig geändert werden, fand er. „Schließlich erstattete der Haus + Grund Verein doch sogar Anzeige gegen mich.“Von Freiheit oder Narr keine Rede. Da endete das Sreitgespäch auch schon in einer Absage von Haus + Grund.
„Wir wollten über Graffiti reden. Deren Entfernung kostet den Steuerzahler viel Geld“, begründet Richter die Absage. „Umweltschutz, wie Herr Janssen das diskutiert haben will, paßt nicht dazu“, befand Richter.
Janssen gibt sich darüber enttäuscht: „Erst beschimpfen Sie mich als Jugendverderber“, dann würde er „als schlechtes Vorbild“für die Taten anderer verantwortlich gemacht, schrieb er an den Haus + Grund-Chef. Da dürfe dieser sich über ein paar Änderungsvorschläge nicht wundern. Oder: „Meinen Sie etwa, daß ich stillhalte und sogar noch meinen Mund öffne, wenn Sie mir ins Gesicht pinkeln wollen?“, so seine schriftliche Anfrage. Richter sagt jetzt nur noch eins: Auf sowas gebe ich keine Antwort. ede
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