■ Kommentar: Sabotage an der Zukunft
Verpflichtungen in der Umweltpolitik sind in Berlin nicht das Recyclingpapier wert, auf dem sie geschrieben werden. Einführung der Solarenergie, konsequente Abfallpolitik, deutliche Reduktion der Treibhausgase, Erstellung der lokalen Agenda 21 sind kaum der Rede wert. Bis auf ein paar Ökofreaks in Verbänden und Verwaltung liegen alle in nachhaltigem Winterschlaf. ABM-Stellen gibt es für die „Aktion saubere Stadt“ sofort – für die Agenda 21 erst nach frühestens einem Jahr.
Die Mißachtung der Agenda 21 beruht auf einem dummen Vorurteil. Das nämlich besagt, daß in diesem unserem Land „mit den höchsten Umweltstandards der Welt“ eigentlich alles in Ordnung ist. Wirkliche Probleme mit der Umwelt gibt es danach vor allem in den Entwicklungsländern. Das aber ist falsch. In Rio ist 1992 nicht beschlossen worden, den Regenwald zu retten, während wir lustig weitermachen wie gehabt. Ein globales Umsteuern wird, wenn überhaupt, in den Industriestaaten anfangen: Hier verbraucht ein Fünftel der Weltbevölkerung achtzig Prozent der Energie, hier produzieren sie einen Großteil der gefährlichen Abgase und Abfälle. Hier werden – noch wichtiger – die kulturellen Leitbilder für die Entwicklung der restlichen Welt geprägt. Und hier schließlich sind Kapital und Ressourcen für ein Umsteuern im technischen und sozialen Bereich vorhanden.
Ohne Umdenken und Umsteuern in den Industrieländern wird es keine nachhaltige Entwicklung auf dem Globus geben. Und ohne die Agenda 21 wird es zu einem solchen Wandel nicht kommen. Die Mißachtung der Agenda 21 ist deshalb nicht nur die Arroganz derjenigen, die es besser haben als der Rest der Welt. Sie ist auch Sabotage an der globalen Zukunft. Bernhard Pötter
siehe Bericht Seite 22
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