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Immer die besseren Menschen

■ Der Dresscode ist Teil der Unterhaltung: „Armitage III“, ein rasant verfilmter Manga-Comic aus Japan, im Eiszeit Kino

Ob es wohl Latex ist, was die Manga-Heldin Armitage zu Beginn jeder Folge auf ihrem Zeichentrickleib befestigt? Mikrofaser, Kunstleder – irgendein Stoff, der so dehnbar und resistent sein muß wie Storyline und Figurenpark der japanischen Daueranimations-Produzenten Ochi Hiroyuki (Regie), Abe Kunihiro (Animation) und Konaka Chiaki (Drehbuch). Ellbogenlange Handschuhe, strapsartige Dinger am Bein, ein roter Sport-Bustier und ein ebensolches Höschen mit herzförmigem Gürtel vervollständigen die Garderobe. Ein dunkles Brillengestell (wohl so etwas wie der Visor von Geordi La Forge) verbirgt die Kulleraugen. Das richtige Powerdressing also, um auf dem Mars beim dortigen Police Department (MPD) Dienst zu tun – und etwa so modern wie eine Discokugel. Aber so ist das nun mal bei SF- Geschichten, der Dresscode ist Teil der Unterhaltung.

Was mit dem Zoom auf eine Platine beginnt, wird rasend schnell zum Actionkrimi mit der kindfraulichen Space-Polizistin im Mittelpunkt. Ausgerechnet eine Countrysängerin wird auf dem interstellaren Passagierflug zum Mars „ermordet“. Aus dem Verkehr gezogen, muß man wohl eher sagen. Denn wie sich herausstellt, war der Schnulzenstar Kelly McCammon ein halber Cyborg. Konsequenterweise heißt darum die erste Episode auch „Elektro Blood“, die zweite „Flesh& Stone“.

Mit ihrem Partner Ross Sylibus, einem bulligen Cop, dem sie gerade bis zum Waschbrettbauch reicht, nimmt Armitage nun die Spur auf. Eine ganze Serie von „Bluttaten“ an Robotern, die den menschlichen Marsbewohnern äußerlich gleichen, gilt es aufzuklären. Allesamt noble Gestalten. Eine Schriftstellerin, eine Malerin – who's next?

Wie Rutger Hauer und Sean Young in Ridley Scotts „Blade Runner“ sind die Replikanten immer die scheinbar besseren Menschen. Hier klagen sie sogar „die Gesellschaft“ an, die sie zum Sündenbock machten (zum Beispiel wegen der Jobs, die Cyborgs billiger machen).

Gleich von Technologie-Kritik zu reden, wäre allerdings ein Witz. Schließlich spielen in Japan die gleichen kleinen Mädchen, die vielleicht im Kino oder auf Video Armitages Abenteuer verfolgen, mit bunten, handtellergroßen Dingern, dem allerneuesten Gimmick: Die müssen per Display ausgiebig gefüttert und gepflegt werden, sonst gehen sie ein wie die Primeln. Da sage noch mal jemand, den Cyborgs gehe es schlecht. Gudrun Holz

Armitage III, Japan 1995, 90 Min., Regie: Ochi Hiroyuki, Eiszeit Kino, Zeughofstraße 20

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