: Deutsche Bank meldet sich zurück ins Zentrum
■ 410 Millionen Mark für die Rückkehr in die Heimat. FDGB-Zentrale umgebaut
Heimgekehrt sei die Deutsche Bank. Mit ein wenig Pathos in der Stimme beschrieb Hilmar Kopper, der scheidende Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Geldinstituts, gestern die Eröffnung des neuen Sitzes der Bank in Berlin. Hier, wo die Bank 1870 gegründet worden und wo sie groß geworden sei, werde man künftig wieder im Zentrum vertreten sein.
Gleichzeitig könne man an die Historie anknüpfen. Der für über 300 Millionen Mark erworbene und für noch einmal 150 Millionen Mark renovierte Gebäudekomlex Unter den Linden/Charlottenstraße hatte einst der Disconto- Gesellschaft gehört, die 1929 mit der Deutschen Bank fusionierte. Zwischendurch, das verschwieg der Chefbanker der Feiergesellschaft, hatte der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund der DDR (FDGB) hier vierzig Jahre sein Domizil gehabt.
Koppers Eröffnungsrede im glasüberdachten Innenhof des Gebäudekomplexes war gleichzeitig auch sein letzter öffentlicher Auftritt als Chef der Deutschen Bank. Ein bittersüßer Geschmack blieb, wie es sich für einen solchen letzten Auftritt gehört. Einerseits lobte Kopper den Sandsteinbau mit dem neuen Glasdach über dem Innenhof und immerhin 13.500 Quadratmeter Nutzfläche als gelungene Verbindung von Altem und Modernem. Er kündigte an, die Bank wolle sich von hier aus den neuen Herausforderungen vor allem im Osten stellen. Der Sitz mit seinen 430 neuen Jobs soll künftig auch für die Geschäfte im Norden der neuen Bundesländer zuständig sein.
Andererseits versuchte Kopper gleich zu Anfang übertriebene Hoffnungen zu dämpfen: „Unseren Hauptsitz werden wir, bis auf weiteres, nicht nach Berlin verlegen“, erklärte Kopper. „Dafür ist der Frankfurter Bankenplatz einfach zu wichtig.“
Es blieb dem Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) vorbehalten, über den Finanzplatz Berlin mit seinen inzwischen 200 Banken zu räsonieren und auf die politische Funktion eines repräsentativen Sitzes in der Hauptstadt hinzuweisen. Der könnte ja auch für anderes als für nur regionale Geschäfte genutzt werden. Die Deutsche Bank habe schon Sinn für Symbole gezeigt, als sie in Berlin 50 Ausbildungsplätze zusätzlich schuf und dann auch noch Millionen bereitstellte, um damit Ausbildungsplätze in Handwerksbetrieben zu finanzieren.
Kopper ließ sich nicht erweichen. Selbst wenn die kommende Europäische Zentralbank bei einem Scheitern des Euro doch nicht nach Frankfurt kommen sollte, sei Frankfurt immer noch wichtiger. „Die Bundesbank ist dann immer noch da.“ ten
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen