Die Volksarmee kommt

■ In Hongkong sind die ersten 40 chinesischen Soldaten eingetroffen

Hongkong (dpa/AP) – Die ersten 40 Offiziere und Soldaten der chinesischen Volksbefreiungsarmee sind gestern in der nur noch wenige Wochen bestehenden Kolonie Hongkong eingetroffen. Die von Generalmajor Zhou Borong geführte Voraustruppe soll die Ankunft von rund 10.000 Soldaten vorbereiten, die zum Souveränitätswechsel am 1. Juli zur Ablösung der britischen Armee in das Territorium einmarschieren.

Die uniformierten, aber unbewaffneten Soldaten seien in acht Militärwagen bei der südchinesischen Stadt Shenzhen über die Grenze gefahren, meldete die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. In jeden Wagen stieg für die Fahrt zum Hauptquartier der britischen Truppen ein britischer Soldat ein. Die Militärangehörigen werden nach den Angaben auf zwei noch von den Briten bewohnte Kasernen verteilt.

Die britischen Streitkräfte, einst mit 12.000 Mann vor Ort, sind zehn Wochen vor dem 1. Juli noch mit 1.000 Mann vertreten. Der Einzug einer Voraustruppe Chinas nach Hongkong war monatelang eines der heikelsten Themen zwischen den Verhandlungspartnern Großbritannien und China. Erst im letzten Moment erklärte sich die britische Seite mit einer Voraustruppe einverstanden, wenn sie weder Sonderrechte genießt noch Waffen mit sich führt. Außerhalb militärischen Geländes müssen die chinesischen Soldaten bis zum 1. Juli Zivilkleidung tragen; sie unterstehen strikt den Hongkonger Gesetzen.

Die eingetroffenen 40 Soldaten sind die ersten Militärs der Volksrepublik auf Hongkonger Territorium überhaupt. Von der Hongkonger Bevölkerung wird die Volksbefreiungsarmee seit der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 in Peking eher mit Argwohn betrachtet. Die Mehrheit der Befragten sagte bei einer Umfrage, sie befürchte die Einmischung der Armeeangehörigen in Angelegenheiten des Territoriums, deren schlechtes Benehmen und die Zunahme von Korruption.