: Als die Bayern merkten, daß es Friesen gibt
■ betr.: „Die Mühen der Ebene“, taz vom 19./ 20. 4. 97
Die multikulturelle Gesellschaft existiert – richtig. Leider werden aber zwei wesentliche Fragen nicht gestellt: Seit wann existiert sie und wie wird sie sich weiterentwickeln?
Ich schlage folgende Antworten vor: Multikulturell ist die deutsche Gesellschaft seitdem die Bayern gemerkt haben, daß es Friesen gibt, mit denen sich sogar Geschäfte machen lassen. Das ist nunmehr einige hundert Jahre her.
Weiterentwickeln wird sich diese Gesellschaft nur unter zwei Bedingungen: der Staat begreift, daß er nicht die Kultur, sondern nur eine mögliche Rahmenbedingung für die Kultur ist, und die Kulturträger – also die Individuen – begreifen, daß Rahmenbedingungen Entwicklungs- nicht Abschottungsmechanismen bieten müssen. Oder wie Rolf Lepenies gestern beim Rechtspolitischen Kongreß der Friedrich-Ebert-Stiftung in Mainz sagte: „Merkantilismus ist für die Kultur genauso schädlich, wie für die Wirtschaft.“ Mensch könnte ergänzen: wer den Einfluß muselmanischer Kultur in Deutschland verdammt, der sollte zu allererst aufhören Kaffee zu trinken... Roland Bösker, Hannover
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