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Einblick: Bioladen Schwarzbrot hat Geburtstag

Vor 25 Jahren hatten Hamburger Ökos zwei Probleme: Sie waren als Müslis verschrien, und zum Füllen des Kühlschranks blieb oft nur die Fahrt aufs Land. Zumindest für zweiteres bot sich 1972 eine Lösung. Damals eröffnete „Schwarzbrot“, Hamburgs erster Bioladen.

1993 hat Dilara M.* den Laden übernommen und im Zuge eines allgemeinen Aufschwungs wieder aufgepäppelt: Zwei Prozent Wachstum verbuchten die Bioläden etwa 1996, während der konventionelle Lebensmittelhandel minus machte. Ein Grund dieses Booms ist neben der Angst vor BSE oder Salmonellen das neue Körperbewußtsein der 90er. „Anfangs“, so beschreibt es die gelernte Sozialarbeiterin M., „haben die Leute aus politischen Gründen in Bioläden gekauft“, als „Protest der Anti-AKW- oder 68er-Bewegung gegen das System“. Jetzt rückten zunehmend Gesundheit und Umweltschutz in den Vordergrund.

Mit dem einen wie dem anderen macht die Biobranche „ein Stück weit Politik“, glaubt die 37jährige. Dazu gehören ökologischer Anbau und Mehrwegglas ebenso wie die Unterstützung von Kooperativen, Kleinbetrieben und der Fair Trade Kampagne. „Einigen Kunden ist das zwar egal, aber viele, gerade aus der Bildungsschicht, kaufen sehr bewußt bio.“Um dieses Bewußtsein zu schärfen, befolgt Schwarzbrot konsequent die Richtlinien vom Bundesverband Naturkost/Naturwaren (BNN), der seinen Mitgliedern einen hohen Anteil an Bioprodukten vorschreibt.

Beim BNN ist auch der Großhandel Schwarzbrot von Klaus Grießbach. Der Gründer des Bioladens hatte diesen nach wenigen Jahren an eine Mitarbeiterin, die Vorgängerin von M., verkauft und zeigt sich von deren Feier „etwas irritiert, denn sie ist ja gerade erst dabei“. Das eigentliche Jubiläum, beteuert er, „findet bei mir statt“. Erbsenzählerei, denkt sich die jetzige Besitzerin: „Wenn es ihm geschäftlich gut ginge, würde er sich doch mit mir freuen.“Grund zur Gelassenheit also: „Warum soll ich nicht feiern, so wie der Laden läuft.“jan

*Name wurde geändert

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