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„Droge Tabak“ in den USA nur noch an Volljährige

■ Nach dem Urteil eines Bundesgerichts wächst der Druck auf US-Tabakhersteller

Washington (epd) – Die Zigarettenindustrie in den USA gerät immer mehr unter Druck. Am Wochenende erging das Urteil eines Bundesrichters in Greensboro, wonach die US-Gesundheitsbehörde FDA Tabak als „Droge“ klassifizieren und den Verkauf von Zigaretten entsprechend regulieren darf. Die Behörde kann jetzt die Vorschrift erlassen, daß Tabakprodukte nur an Volljährige verkauft werden dürfen.

In den vergangenen Monaten hatten bereits mehr als 20 US-Bundesstaaten die Tabakkonzerne verklagt, um sie zur Erstattung der Behandlungskosten für raucherbedingte Krankheiten zu zwingen. Ein Richter in New Orleans ließ eine Sammelklage von Rauchern gegen Zigarettenfirmen zu. Insgesamt laufen in den USA mehr als 200 Schadenersatzklagen gegen Tabakkonzerne. Wohl aus Besorgnis über diese Forderungen haben sich die Tabakriesen Philip Morris, RJR Nabisco, Lorillard sowie Brown and Williamson bereit erklärt, in den kommenden 25 Jahren insgesamt 300 Milliarden Dollar Schadenersatz zu zahlen.

Doch könnte der Jubel von Kritikern der Zigarettenindustrie verfrüht sein: Die großen US-Zigarettenhersteller finden zunehmend Absatzmöglichkeiten in Asien und drängen auch auf den osteuropäischen Markt. Philip Morris gab kürzlich ein 300-Millionen-Dollar- Projekt zum Bau der größten Zigarettenfabrik Rußlands bekannt.

Die großen US-Zigarettenfirmen werden zudem gegen das in Greensboro ergangene Urteil Berufung einlegen. Bei einer Vernehmung für ein Zivilgerichtsverfahren in Miami erklärten die Präsidenten von Philip Morris, daß Rauchen Krebs nicht verursache. Das Qualmen sei höchstens ein „Risikofaktor“. Unterdessen untersucht das US-Justizministerium, ob Hersteller den Nikotingehalt von Zigaretten künstlich erhöht haben, um Raucher schneller süchtig zu machen.

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