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Bank entläßt ihre Spendierhose

■ Jürgen Bostelmann, Vorstand der Grundkreditbank und großzügiger Kulturmäzen, muß wegen Immobilienverlusten gehen. Berliner Kunstszene befürchtet Rückschlag. Frankfurter Banker räumt auf

Ein stadtbekannter Kunstmäzen muß seinen Hut nehmen. Wegen hoher Verluste im Immobiliengeschäft entließ der Aufsichtsrat am Montag abend Jürgen Bostelmann aus dem Vorstand der Grundkreditbank. Ob die Kunstförderung der Bank in bisheriger Höhe fortgesetzt wird, wenn Bostelmann seinen Chefposten zum 1. Juni verliert, steht in den Sternen. „Das hängt vom Engagement des neuen Vorstandes ab“, sagte der scheidende Banker. Peter Raue, Vorsitzender des Freundesvereins der Nationalgalerie, „befürchtet einen Rückschritt für die kulturelle Szene der Stadt“.

Während seiner zwölfjährigen Vorstandstätigkeit machte sich der 57jährige Bostelmann einen Namen mit spendabler Förderung von Musik und bildender Kunst. 1996 schüttete die Grundkreditbank etwa 900.000 Mark für Ausstellungen, Preise und Kunstkäufe aus. Zwar haben die Ausstellungen in der Bankzentrale an der Budapester Straße mittlerweile Abschied genommen vom früheren avantgardistischen Anspruch, doch nötigen sie wegen ihres hohen Niveaus auch Kritikern Lob ab. Für Bostelmann stellt die Rolle Berlins als „europäische Metropole“ eine Synthese aus „regem kulturellem Leben und dynamischem Wirtschaftswachstum“ dar.

Mit letzterem hat die Grundkreditbank jetzt Probleme: Für 1996 mußte die relativ kleine Genossenschaftsbank (Bilanzsumme: 11,4 Milliarden) rund 170 Millionen Mark als mögliche Verluste im Immobiliengeschäft verbuchen. Die für Bauinvestitionen vergebenen Kredite fließen zum Teil nicht zurück, weil die Preise auf dem Immobilienmarkt sinken. Aus ihren eigenen Rücklagen aber kann das Institut die Verluste nicht begleichen. Man braucht eine Bürgschaft des Verbandes der Volksbanken von 80 Millionen Mark. Der Verband knüpft daran eine Bedingung: Bostelmann muß gehen und wird durch den Interims-Vorstand Bedo Panner ersetzt, der bislang die Deutsche Genossenschaftsbank in Frankfurt/Main leitet. Noch-Chef Jürgen Bostelmann wird der Grundkreditbank jedoch noch einige Zeit auf Honorarbasis erhalten bleiben. Er soll die Fusion seines Instituts mit der ebenfalls notleidenden Köpenicker Bank und der Berliner Volksbank bewerkstelligen. Die so entstehende Bank hätte auf dem Immobilienmarkt einen guten Stand. Bostelmann betreibt währenddessen Schadensbegrenzung: Er will Filmproduzent Artur „Atze“ Brauner, der wegen des entlassenen Bankers seine Konten kündigen will, von seinem Vorhaben abbringen. Bostelmann ist nicht das erste Opfer der Bankenkrise: Vor ihm mußten schon vier Chefs der Bankgesellschaft Berlin aus ähnlichen Gründen zurücktreten. Hannes Koch

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