: Stahl-Ehe in Gefahr
■ Die Fusion von Thyssen und Krupp scheitert vielleicht am Streit ums Geld
Hamburg/Essen (dpa/rtr) – Der Zusammenschluß von Thyssen und Krupp zu einem neuen Stahl- Giganten ist nach Informationen des Spiegels gefährdet. Anlaß sei ein Streit der beiden Stahlkonzerne über den Wert der eingebrachten Unternehmensteile. Der Superkonzern Thyssen Krupp Stahl AG soll rückwirkend zum 1. April 1997 gegründet werden.
Thyssen fordert dem Bericht zufolge von Krupp nun zusätzliche Ausgleichszahlungen. Thyssen ist nämlich im Stahlbereich größer und deutlich rentabler als Krupp und will daher auch nach der Fusion mehr Geld ausgezahlt bekommen. Daher war von Anfang an vereinbart worden, daß Thyssen für eine Übergangsphase von vier Jahren einen jährlichen Vorabgewinn von 300 Millionen Mark von Krupp erhält. Nun fordert laut Spiegel Thyssen bis zu 500 Millionen Mark mehr. Krupp wolle jedoch allenfalls 2 bis 3 Millionen zahlen.
Sprecher von Krupp und Thyssen sagten dazu, die Gespräche über die Stahlfusion seien auf gutem Wege. „Alles andere sind Spekulationen, die haltlos sind“, so ein Krupp-Sprecher. Von einem Scheitern der Verhandlungen kann dem Thyssen-Sprecher zufolge keine Rede sein. Bis zum Abschluß der Gespräche mit Krupp wolle Thyssen keinen weiteren Kommentar abgeben, fügte er hinzu. Am 1. September soll der neue Stahlriese stehen.
Die geplante Fusion der Stahlbereiche beider Konzerne war Ergebnis eines gescheiterten Versuchs des Krupp-Konzerns, den Konkurrenten gegen dessen Willen zu übernehmen. Die Aufsichtsgremien der Essener Krupp AG und der Düsseldorfer Thyssen AG haben der Stahl-Ehe bereits einmütig zugestimmt, obwohl noch Fragen von der Besetzung des Vorstands bis zum Firmensitz zu klären waren.
Die neue Thyssen Krupp Stahl soll 15 Millionen Tonnen Rohstahl erzeugen und mit 11 Milliarden Mark Umsatz der größte Flachstahlhersteller Europas sein. Nach dem Abbau von 6.600 Arbeitsplätzen binnen fünf Jahren soll das Unternehmen noch 17.000 Mitarbeiter haben. An der neuen Firma halten Thyssen 60 und Krupp 40 Prozent. Die Fusion soll von 2001 an jährlich 550 Millionen Mark Kosteneinsparungen bringen.
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