„Geweint und getobt“

■ Scientology-Beauftragte Ursula Caberta präsentiert Buch eines Sekten-Aussteigers

Auf das Buch hat Ursula Caberta, Leiterin der Arbeitsgruppe „Scientology“in der Hamburger Innenbehörde, schon „lange gewartet“. Denn Autor Norbert Potthoff, mit dem Caberta schon seit Jahren eng zusammenarbeitet, war einer der hochrangigen deutschen Funktionäre der „Church“, die aus der US-Sekte ausgestiegen sind. Caberta über Potthoff: „Er war der erste Aussteiger, der berichten konnte, wie die Fäden bei Scientology zusammenlaufen.“

Potthoff, der bereits 1988 Scientology verlassen hat, veröffentlicht seine sehr persönliche Sekten-Biographie „Im Labyrinth der Scientology“aus gutem Grund erst jetzt: „Das läßt sich nur mit Abstand niederschreiben. Als ich das Manuskript verfaßte, kam alles noch mal an mich ran.“Er habe „geweint, getobt und geschrien“, gibt er unumwunden zu.

Ursula Caberta dürfte den ehemaligen Chef der Scientology-Öffentlichkeitsarbeit in Düsseldorf kaum ohne Hintergedanken zur gemeinsamen gestrigen Buchpräsentation nach Hamburg geholt haben. Denn Potthoffs Bericht läßt die Weltherrschaftsansprüche der Sekte, ihre Strategie von der „Scientologisierung der BRD“(Caberta) nicht aus. Und gibt damit Caberta Auftrieb, die, anders als ihr Chef Hartmuth Wrocklage, die Beobachtung von Scientology durch den Verfassungsschutz für dringend geboten hält. Beide wollen nun aber abwarten, zu welcher Empfehlung sich die Innenministerkonferenz im kommenden Monat durchringt. Caberta: „Ich halte nichts von Alleingängen einzelner Bundesländer.“

Schon am heutigen Dienstag soll hingegen eine auf Scientology maßgeschneiderte Hamburger Bundesratsinitiative durch den Senat gewunken werden. Ihr Ziel ist die bessere Kontrolle sowie Einschränkung der „gewerblichen Lebenshilfe“durch fragwürdige Organisationen und Einzelpersonen.

Max Reh

Norbert Potthoff: Im Labyrinth der Scientology, Bastei-Lübbe-Taschenbuch, 14,90 Mark