: Heines Versuch, mit der Feder dem Tod beizukommen
■ Zu Heines 200. Geburtstag produzierte die Shakespeare Company ein Stück für Genua und Bremen
Wenn sich am 16. Mai im Teatro della Tosse zu Genua der Vorhang hebt, so erwartet das Publikum die Uraufführung eines Stückes der Bremer Shakespeare Company: Wie das?
„Heinrich Heine, die Dame und der Tod“entstand als Auftrags-Produktion des Goethe-Institutes Genua. Dessen rührige Leiterin wollte Heinrich Heines 200. Geburtstag auf andere Weise ehren als „nur“durch eine Lesung. So bat sie die Bremerin Dagmar Papula, ein eigenes Stück zu schreiben. Dagmar Papula vertiefte sich in das Werk des Schriftstellers und setzte sich intensiv mit seiner Persönlichkeit auseinander. So wie sie es bereits erfolgreich bei ihren Stücken über Paula Becker-Modersohn, Bettine von Arnim, die Günderode und nicht zuletzt Milena Jesenska und deren Freund Franz Kafka getan hatte.
Es enstand eine Hommage an Heinrich Heine, eine Lebensreise, zusammengesetzt aus ausgewählten Passagen seines Werkes, ergänzt durch Texte von Dagmar Papula, die selbst eine der drei Rollen im Stück besetzt: Sie spielt die Dame – lockend wie „Mouche“, seine letzte Geliebte, lockend auch und geheimnisvoll wie der nahende Tod, der Heinrich Heine (Christian Dieterle) während der letzten acht Jahre ständig begleitete. Krämpfe, Spasmen und Atemnot zwangen ihn acht Jahre lang zu einem qualvollen Dasein zwischen Matratzenlager und Sessel, wo er immer wieder aufs Neue versuchte, dem Tod mit der Feder beizukommen.
In der letzten Nacht seines Lebens wird Heine auf seiner Pariser Matratzengruft von der Dame verführt, seine Lebensgeschichte zu erzählen: Die Mutter, erklärt er, spielte die Hauptrolle in seiner Entwicklungsgeschichte. Sie wollte ihn zu einem berühmten und reichen Kaufmann machen, doch dafür, bestätigte sein Lehrer, fehlte ihm das Talent. Danach schickte ihn die Mutter nach Bonn zum Studium der Jurisprudenz – für Heine ebenfalls vergeudete Lebenszeit. „Ich dichtete lieber meinen in Honig getauchten Schmerz.“
Daß da nicht nur Schmerz war, sondern sinnliche Leichtigkeit und charmanter Witz, davon zeugen seine Reisebilder oder das „Buch der Lieder“, das Heine schon in den 30er Jahren über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt machte. 1831 ging Heine nach Paris, wo er bis zu seinem Tode lebte. Während der letzten qualvollen Jahre standen ihm allein „Mouche“sowie eine Pflegerin (gespielt von Susanne Höhne) zur Seite.
„In der Zeit hat Heine geradezu um sein Leben geschrieben“, meint Shakespeare Company-Mitglied Barbara Kratz, „er hat sich mit einer teilweise witzigen Sprache am Leben gehalten. Das ist in unserem Stück zu sehen.“Barbara Kratz legt mit „Heinrich Heine, die Dame und der Tod“ihre erste Regiearbeit vor. Keine leichte Aufgabe, erklärt sie, denn bei der Umsetzung sollte der originäre Text Heines stets eine größere Rolle spielen als die erdachten Figuren.
Eine Schwierigkeit freilich lag auch in der Kürze der Zeit, die der Company zur Produktion des Stückes zur Verfügung stand. Nur ein halbes Jahr, nachdem der Auftrag vom Goethe-Institut Genua vergeben wurde, kommt es am 8. und 9.5. in Bremen als Voraufführung auf die Bühne. Hierbei, räumt die Regisseurin ein, könne es durchaus nochmal zu Unterbrechungen kommen, um die Inszenierung für die Mitte Mai in Genua stattfindende Uraufführung zu optimieren. „Wir sind so weit gekommen, wie wir kommen konnten“, erklärt Barbara Kratz. Doch bis zur Premiere des Stückes in Bremen, die erst für den Oktober avisiert ist, bleibe schließlich noch einige Zeit.
dah
Voraufführungen am 8. und 9.5. um jeweils 19.30 Uhr.
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