Auf Du und Du mit der Ausbildungsmisere
: Mangel an Lehrstellen

■ 2.228 Jugendliche auf der Straße

Insgesamt 2.228 junge Menschen waren im April auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Das ist die aktuelle Zahl des Bremer Lehrstellenmarktes. Die Chancen für die Jugendlichen, eine Stelle zu finden, stehen schlecht. Es gibt zur Zeit in Bremen nur 990 offene Plätze. Hans-Jürgen Lüschen, Leiter der Berufsberatung Bremen, bezeichnet dies als alarmierend. Die Stellenangebote gingen im Vergleich zum Vorjahr um 30,4 Prozent zurück. Währenddessen erhöhte sich die Zahl der BewerberInnen um 3,7 Prozent.

Wenig beruhigend sind auch die Gesamtzahlen auf dem Ausbildungsmarkt. So gibt es 4.457 LehrstellenbewerberInnen, aber nur 3.958 Ausbildungsstellen. Zusätzlich lassen sich diese Zahlen nicht gegeneinander aufsummieren. „Dazu liegen die Berufswünsche und Qualifikationen der Bewerber zu weit auseinander“, so Lüschen.

So bewarben sich beispielsweise 237 Jugendliche auf 68 gemeldete Stellen als Arzthelferin. Noch krasser sieht das Verhältnis beim Wunschberuf Tischler aus: 87 BewerberInnen und nur eine Stelle.

Lüschen befürchtet zudem, daß sich „die Schere zwischen Ausbildungsnachfragern und angebotenen Ausbildungsstellen weiter öffnet. Die Gefahr ist groß, daß zum Beginn des Ausbildungsjahres 1997 eine noch größere Anzahl Jugendlicher keinen Ausbildungsplatz bekommt, als im letzten Jahr.“

Angesichts dieser Misere veranstalteten die Bremer Grünen gestern dazu ein Symposium in der Bürgerschaft. Unter den ReferentInnen: Die Bremer Bundestagsabgeordnete und gleichzeitig arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünenfraktion, Marieluise Beck. Sie stellte den aktuellen Gesetzesentwurf der Grünen im Bundestag gegen die Ausbildungplatzmisere vor, derauch von den Bremer Grünen favorisiert wird. Beck: „Das Modell basiert auf dem Prinzip Zuckerbrot und Peitsche. Die Unternehmer müssen mitziehen. Wir wollen eine Steigerung der Ausbildungsplätze um 12,5 Prozent erreichen. Das darf aber nicht nur für arbeitsintensive Bereiche gelten. Wird diese Zahl nicht erreicht, müssen wir zum letzten Mittel greifen: die Ausbildungsplatzabgabe.“ jeti