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Der Kanzler blickt voll ins Grüne

■ Landschaftsplanerischer Wettbewerb für das Regierungsviertel entschieden. Große Parkanlage rund um den Reichstag. Berliner und Schweizer Büros erhielten zwei erste Preise. Wird Kicken verboten?

Im Regierungsviertel rund um den Reichstag sprießen ab 1999 wieder Grashalme, Büsche und Bäumchen – aber nicht als Wildwuchs, sondern gepflegt und zurechtgeschnitten. Nach der Entscheidung des „internationalen landschaftsplanerischen Wettbewerbs Spreebogen“ soll das 18 Hektar große Gelände in eine dreigeteilte Parkanlage umgestaltet werden. Die halbrunde Fläche innerhalb des Spreebogens, der sogenannte „Spreebogenpark“, erhält ein Wegenetz, das zu zwei schiefen Rasenebenen führt, von denen man auf die Spree blicken kann. Außerdem soll eine Brücke zum neuen Lehrter Bahnhof hinüberführen.

Das „Forum“ zwischen Kanzleramt und Alsenblock (für das bis dato eine Bebauung angedacht war) werden Baumreihen und Wasserspiele zieren. Der Platz der Republik vor dem Reichstag soll wieder eine Rasenfläche bilden, die von Hecken gerahmt wird. Ob darauf allerdings gebolzt, gegrillt oder demonstriert werden kann, bleibt fraglich. Der Park werde zwar „öffentlich“ sein, sagte Bundesbauminister Klaus Töpfer (CDU) bei der Bekanntgabe der Wettbewerbsergebnisse. Von der früheren Nutzung als Fußballfeld für Freizeitkicker war aber nicht mehr die Rede.

Das Preisgericht entschied sich bei dem „wohl bedeutendsten Wettbewerb für Landschaftsplaner nach 1945“, wie der Juryvorsitzende Holger Haag betonte, gleich für zwei Sieger. Danach wird auf der Grundlage des Entwurfs der Berliner Landschaftsarchitekten Cornelia Müller/Jan Wehberg der Platz der Republik und das „Forum“ gestaltet. Die Schweizer Planer Toni Weber und Lucius Saurer dürfen den „Spreebogenpark“ umgraben. Insgesamt wurden acht Büros mit Preisen bedacht. An dem Wettbewerb hatten 152 Teams teilgenommen. Für die Realisierung des Parks, sagte Töpfer, stünden insgesamt 54 Millionen Mark zur Verfügung. Der Bau kann nach der Deckelung des Tiergartentunnels beginnen.

Die Qualität des Entwurfs von Müller/Wehberg, erklärte Haag, liege in der „besonderen Bearbeitung des Platzes der Republik“. Durch die Ausdehnung des Platzes bis zum Haus der Kulturen der Welt bliebe die „große Gesamtfigur“ erhalten. Zugleich sei eine Verbindung zum „Forum“ hergestellt worden, das nun als „grüne Brücke zwischen Kanzleramt und Alsenblock dient“.

Mit Blick auf das als Regierungsviertel genutzte Gelände vor dem Reichstag forderte Haag, es sei wichtig darüber nachzudenken, daß auf dem Platz der Republik „auch gespielt, demonstriert und Musik gemacht werden kann“. Ob dort wieder gekickt werden könne, hänge vom Sicherheitsbedürfnis der Abgeordneten und deren politischer Kultur ab.

Kritisiert wurde die Planung von Horst Porath, SPD-Baustadtrat in Tiergarten. Die Brücke zum Lehrter Bahnhof und die Aufschüttungen für die Rasenebenen seien zu kostspielig. Rolf Lautenschläger

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