: Virtueller Freihafen
■ Trotz Voscheraus Traum von der City-Erweiterung ist der Hafenausbau unnötig
Die geplante City-Erweiterung im Hafen stößt bei allen Bürgerschafts-Parteien auf Zustimmung. Nicht jedoch beim „Förderkreis Rettet die Elbe“. Es sei „genau das eingetreten, was wir befürchtet haben“, so Herbert Nix vom Förderkreis. Der Hamburger Senat möchte das Hafengelände zwischen Speicherstadt und Norderelbe mit Wohn- und Bürohäusern bebauen. Nix befürchtet, daß durch die Reduzierung der Hafenfläche der Druck weiter zunimmt, den Hafen in Altenwerder zu erweitern.
Die GAL dagegen gibt Entwarnung: Auch auf dem reduzierten Hafengelände ständen genügend Flächen zur Verfügung, schätzt Detlev Grube, Wirtschaftsreferent der GAL. Die Betriebe, die heute noch auf dem City-Areal stehen, könnten innerhalb des übrigen Hafengeländes untergebracht werden. „Bei einem vernünftigen Flächenmanagement“sei die Hafenerweiterung nach wie vor nicht nötig, so Grube. Die Firmen könnten etwa über höhere Pachten zu einem sparsameren Flächenverbrauch angehalten werden.
Die City-Erweiterung reduziert die Fläche des Freihafens – sie bringt seinen Sonderstatus jedoch nicht in Gefahr. Das betonte gestern Bernd Tiedemann, Sprecher der Wirtschaftsbehörde. Der NDR hatte zuvor gemeldet, die Europäische Union könne das Vorhaben als „willkommenen Anlaß“nutzen, um den Freihafen-Status aufzuheben.
Die europäischen Freizonen seien innerhalb der EU-Kommission tatsächlich in der Diskussion, bestätigte Tiedemann. Allerdings habe man „Gott sei Dank erheblichen Einfluß“auf die Debatte nehmen können. Im Moment plane die EU, den Ländern verschiedene Organisationsformen der Freizonen zu ermöglichen – etwa den „virtuellen Freihafen“: Unternehmen im Hafengebiet könnten demnach eine zollfreie Ecke auf ihrem Gelände einrichten. Die Firmen würden für eine korrekte Abwicklung der Ein- und Ausfuhren bürgen, der Zoll würde sich auf Stichproben beschränken. Der heutige Freihafen könnte unabhängig davon bestehen bleiben. Achim Fischer
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