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Ex-Kampfpilot als US-Botschafter in Vietnam

■ Die vietnamesische Regierung hofft jetzt auch auf ein Handelsabkommen

Bangkok (taz) – Diesmal kam er in friedlicher Mission: Douglas Peterson, ehemaliger Bomberpilot, ist gestern als erster US-amerikanischer Botschafter seit dem Ende des Vietnamkrieges in Hanoi eingetroffen. „Dies ist ein besonderer Tag für Amerika und Vietnam“, sagte Peterson. Der Austausch von Botschaftern markiere „die vollständige Normalisierung unserer Beziehungen“. Die Menschen in beiden Ländern sollten die Vergangenheit hinter sich lassen.

Wie schwer diese Annäherung aber vielen US-AmerikanerInnen auch 22 Jahre nach Kriegsende immer noch fällt, zeigte sich bei der Ernennung eines Botschafters: Zwei Jahre brauchte Präsident Bill Clinton dafür, seit er 1994 auf Drängen der US-Wirtschaft das Embargo gegen den Kriegssieger beendet und 1995 die diplomatischen Beziehungen wiederaufgenommen hatte. Konservative Politiker und Teile der Veteranenverbände forderten, Hanoi müsse erst Auskunft über jeden einzelnen der noch vermißten 1.560 US-Soldaten geben. Clinton schaffte es schließlich, ihren Widerstand mit der Ernennung des 61jährigen „Pete“ Peterson zu überwinden.

Der ehemalige Kampfpilot, der 60 Bombeneinsätze über Vietnam geflogen hatte, war kaum als „unamerikanischer Kriegsgegner“ zu verdächtigen. Niemand konnte ihm auch Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Kriegsgefangenen und Vermißten vorwerfen: Peterson war selbst 1966 bei einem Bombeneinsatz in der Nähe von Haiphong abgeschossen worden; er saß sechseinhalb Jahre im Gefängnis, davon lange Zeit im berüchtigen „Hanoi Hilton“, und wurde schwer gefoltert. 1991 war er zum erstenmal nach Vietnam zurückgekehrt und hatte unter anderem auch die Zelle besucht, in der er dreieinhalb Jahre gesessen hatte, „eine harte Reise, eine emotionale Reise“. Er habe dieses Kapitel abgeschlossen und kein Bedürfnis nach Rache, sagte er kürzlich in der Asiaweek.

Die vietnamesische Regierung begrüßte die Ernennung Petersons. Ihr Botschafter, der 50jährige Le Van Bang, ist schon am Dienstag in Washington eingetroffen. Hanoi hofft darauf, daß nun endlich ein Handelsabkommen mit den USA zustande kommt.

Erst im April wurde ein Abkommen unterzeichnet, nach dem Hanoi die Schulden des ehemaligen Südvietnam zurückzahlt. Vom Juli dieses Jahres an bis zum Jahr 2019 sollen die Vietnamesen 145 Millionen Dollar in die USA überweisen – mit diesen Krediten hatte der Süden unter anderem seinen Krieg gegen den Norden finanziert. Jutta Lietsch

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