: Den Ölhahn schließen
■ Greenpeace legt neue Studie zur Energiepolitik Europas vor
London (taz) – Die Umweltschutzorganisation Greenpeace wird heute eine 65seitige Studie zur künftigen Energiepolitik veröffentlichen, deren Ziel der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger ist.
„Putting the Lid on Fossil Fuels“ argumentiert, daß die Menschheit es sich nicht erlauben könne, mehr als 25 Prozent der bekannten Rohstoffreserven zu verbrennen, ohne dem Weltklima bleibenden Schaden zuzufügen. Daher sei es an der Zeit, den Deckel über die fossilen Energieträger zu schließen und massiv in die Nutzung erneuerbarer Energien zu investieren. Hier seien besonders die Ölkonzerne gefordert, die in den vergangenen Jahren atemberaubende Profite eingefahren haben.
Und selbst dann würden im Laufe der nächsten 40 Jahre zusätzliche 225 Milliarden Tonnen Kohlenstoff zum Treibhauseffekt beitragen. Die jährliche Durchschnittstemperatur würde, so die Autoren der Studie, die sich auf Wissenschaftler der Vereinten Nationen berufen, um 1 Grad Celsius und der Meeresspiegel um 20 Zentimeter steigen.
Chris Rose vom Londoner Greenpeace-Büro erklärte: „Es gibt keine Alternative zum Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energieträger, wollen wir die dramatische Verschlechterung des Weltklimas verhindern. Da wir es uns nicht leisten können, die bekannten fossilen Ressourcen zu verbrennen, ist es nicht nur vergeblich, sondern auch unverantwortlich, nach weiteren zu suchen.“ Um den Vorgaben der Klimakonvention von Rio gerecht zu werden, so Rose, müsse mit dem Einstieg in den Ausstieg unmittelbar begonnen werden.
Die Umweltschützer befinden sich derzeit auf Konfrontationskurs mit der neuen britischen Regierung. Greenpeace fordert von New Labour, die Ausbeutung neuer Ölfelder im Nordatlantik westlich der Shetlandinseln umgehend zu stoppen, da diese für die Energieversorgung nicht benötigt würden. Nächsten Monat soll das erste dieser Felder – Foinaven – an den Hahn gehen.
Der Ausstieg wäre jedoch nur möglich, wenn die Lizenzen, die unter der Tory-Regierung an BP, Shell, Elf und viele weitere Ölkonzerne vergeben worden sind, wieder zurückgezogen werden. Ernsthaft glaubt daran keiner.
Statt dessen werden im Laufe des Sommers Aktionen erwartet, die an die Brent Spar-Kampagne von vor zwei Jahren erinnern mögen. Schon kreuzt Kapitän Jon Castle, Veteran der Brent-Spar- Besetzung, mit dem hochseetauglichen Schlepper „MS Greenpeace“ die Region. Hans-Jürgen Marter
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