Hamburg, Sonnenkönigin des Nordens

■ Solar Konzept: HEW fördern Solar-Strom mit zwei Millionen Mark jährlich Von Heike Haarhoff

Die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW) haben die Hansestadt zur Sonnenkönigin des Nordens auserkoren. Wenn sie schon keinen Einfluß auf das Oktoberwetter im Juni haben, wollen sie künftig zumindest die 930 Kilowattstunden Sonnenstrahlen besser nutzen, die pro Jahr und Quadratmeter auf horizontale Flächen in Hamburg fallen: Gestern stellte HEW-Vorstandsmitglied Hans-Joachim Reh das „Hamburger Solar Konzept“ vor. „Ab sofort“ wollen die HEW den Einsatz von Photovoltaik zur direkten Stromerzeugung aus Sonnenenergie mit zwei Millionen Mark jährlich fördern.

„Ziel ist, die Photovoltaik durch neue Technologien mit hohem energetischen Wirkungsgrad und niedrigen Kosten marktfähig zu machen“, sagte Reh. In den kommenden drei Jahren sollen jeweils 100 neue Anlagen für einen Zeitraum von 15 Jahren gefördert werden. Bis dahin, hoffen die HEW, hätten sie sich amortisiert. Förderung erhalten sowohl private wie gewerbliche BetreiberInnen, sofern ihre Anlagen eine Größe von mindestens einer und höchstens 50 Kilowatt installierter Leistung aufweisen. Zum Vergleich: Ein Kilowatt installierte Leistung liefert bei Photovoltaik-Anlagen 700 Kilowattstunden Strom im Jahr, bei einem Wärmekraftwerk dagegen 8 000. Ein Vier-Personen-Haushalt verbraucht jährlich etwa 3 000 Kilowattstunden (kWh) Strom.

Weil die Anlagen damit nicht konkurrenzfähig sind, wird der Solarstrom „kostenorientiert“ vergütet. Pro erzeugter Kilowattstunde gibt es zwischen 1,50 und 2,20 Mark Förderung. „Besonders sinnvoll“ findet Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD), daß private BetreiberInnen einen Bonus von 20 Pfennig pro kWh erhalten, wenn der Solarstrom mehr als die Hälfte ihres Verbrauchs deckt.

Daneben unterstützen die HEW Forschung und Entwicklung alternativer Solarzellen, die günstiger als die herkömmlichen Siliziumzellen sind und industriell gefertigt werden können. Für Architekten, Handwerker und Installateure soll es eigene Solar-Schulungen geben.

Das Solar-Konzept basiert auf einem gemeinsamen Gutachten des Freiburger Öko-Instituts und der Forschungsstelle für Energiewirtschaft in München. Damit werde sowohl das „Energiekonzept Zukunft“ als auch der Kooperationsvertrag zwischen HEW und Umweltbehörde mit konkreten Inhalten gefüllt.

Gedämpft wird die Hamburger Euphorie durch Nachrichten aus Kiel und Wedel: Dem Beispiel von Siemens-Solar folgend, plant jetzt auch der letzte deutsche Solarhersteller ASE aus Wedel, seine Fertigung aus Kostengründen in die USA zu verlegen. Dahinter verberge sich eine politische Entscheidung der Mutterkonzerne, die nur an „atomaren und fossilen Energien interessiert“ seien, kritisierte Eurosolar-Präsident Hermann Scheer. Bedroht wird die Zukunft der Solarenergie auch durch Forderungen von Energieversorgungsunternehmen, das Stromeinspeisungsgesetz abzuschaffen. Der Kieler Energieminister Claus Möller forderte gestern erneut seine strikte Einhaltung.