: Duschen mit Sonnen-Wasser
■ Das „Phönix-Solarprojekt“bietet Infonachmittage für solar-interessierte BremerInnen an / Diese Initiative vom Bund der Energieverbraucher setzt auf Solaranlagen, die Wasser erwärmen
Die Waschmaschine läuft im Recyclinghof Findorff bis zu viermal am Tag, um abgegebene Wäsche zu reinigen. Auch die Spülmaschine in der hofeigenen Kantine ist mehrmals täglich im Einsatz. „Zuviel Warmwasserverbrauch“, sagte dazu Projektleiter Klaus Prietzer vom Recyclinghof und machte sich deshalb für Sonnen-Kollektoren auf dem Dach stark. Sie sorgen nun fast die Hälfte des Jahres für solar-warmes Wasser. Der Recycling-Hof stellt nun sein Haus samt Anlage als Beratungsort zur Verfügung: Herrmann Tannen, Berater beim „Phönix-Solarprojekt“, bietet dort jeden Freitag einen Info-Nachmittag an.
Tannen ist einer von bundesweit 500 Beratern des „Phönix-Solar-Projekts“– einer Initiative vom Bund der Energieverbraucher, die sich selbst als „herstellerunabhängig“bezeichnet. Jedes Jahr tritt eine Phönix-Auswahlkomission mit Experten aus Solar-Testzentren sowie dem Fraunhofer-Institut zusammen und holt Angebote diverser Solarfirmen ein. Die besten und preisgünstigsten Anlagen werden ausgewählt und tragen dann das Phönix-Signet – bis zum folgenden Jahr und der nächsten Firmenauswahl. Vor allem billig sollten die Anlagen sein, erklärt der Berater. Ein Phönix-Gesamtpaket samt Beratung, Aufbau und Montage der Anlage koste nur bis zur Hälfte des sonst branchenüblichen Preises. Denn Phönix will Solarenergie marktgängig machen: „Je mehr Leute die Phönix-Anlagen dann kaufen, desto billiger können sie auch werden“, erklärt Berater Tannen.
Aus diesem Grund unterstützen auch Umweltverbände wie Greenpeace oder der Bund für Umwelt- und Naturschutz das Projekt. Mittlerweile stehen in Deutschland bereits 7.000 Solaranlagen von Phönix – vor allem in Einfamilienhäusern und zum größten Teil sind es Warmwasser-Anlagen.
Denn das Phönix-Projekt hat sich auf Warmwasser-Aufbereitung durch Solarkollektoren spezialisiert. Von Photovoltaik-Technik, die statt warmem Wasser Strom erzeugt, hält der Bremer Berater nicht viel. Wer in seinem Einfamilienhaus solaren Strom gewinnt, könne damit zwar die Hälfte seines Strombedarfs decken. Trotzdem sei der Solarstrom bei solchen Kleinanlagen immer noch teurer als der aus dem Netz: „Beim Einspeisen des Solarstroms ins hauseigene System geht immer noch viel Energie verloren“, sagt Berater Tannen – im Gegensatz zu Kollektoren, die Wasser erhitzen könen.
Wie dieses System funktiert, erklärt Berater Tannen mit Hilfe eines aufgebauten Kollektor-Modells: Der verglaste flache Kasten wird als Sonnen-Kollektor auf das Dach montiert – oder an die Hauswand. Im Kollektor-Kasten verlaufen vier senkrechte dünne Rohre, die mit einer speziellen Flüssigkeit gefüllt sind. Dazwischen liegen schwarz lackierte Bleche, die die Wärme absorbieren. Wenn Sonne auf den Kollektor strahlt, erwärmt sich die Flüssigkeit in den Rohren und wird mit einer Pumpe in die hauseigene Solaranlage geleitet. „Da können Temperaturen bis zu 120 Grad entstehen“, sagt der Berater. Diese enorme Hitze kann dann problemlos das Wasser im hauseigenen Kessel erwärmen.
Zwei kleine Solarkollektoren auf dem Dach können schon eine Durchschnittsfamilie von drei Personen mit reichlich Warmwasser versorgen. Kostenpunkt für eine von Phönix vermittelte Anlage mit einem 300-Liter-Wasserspeicher: knapp 6.000 Mark, plus rund 3.000 Mark für die Montage. Die Familie könne damit laut Berater Tannen die Hälfte des Jahres mit warmem Wasser duschen, spülen oder Wäsche waschen. In den restlichen sonnenarmen Monaten sei die normale Hausheizung jedoch unverzichtbar. Das Solarsystem ist mit der Heizungsanlage verbunden
Zwei Monate läuft die Kollektor-Anlage schon im Findorffer Recycling-Hof. „Wir sind zufrieden“, sagt Projektleiter Prietzer. Auch wenn der neue Kollektor-Spaß fast 10.000 Mark gekostet hat. Davon hat die Stadt Bremen allerdings 3.600 Mark bezahlt – als Zuschuß aus dem Landesenergieprogramm. „Wir haben ausgerechnet, daß sich die Kosten der Anlage nach rund zehn Jahren amortisiert haben“, sagt Projektleiter Prietzer – wegen der ständigen Stromersparnis. Der Recycling-Hof ist allerdings eines der letzten Projekte, das von dem Landeszuschuß profitiert hat: Das Umweltressort hat die Mittel in diesem Jahr einfach „aus Geldmangel“gestrichen, bestätigt der zuständige Sprecher Holger Bruns-Kösters. „Ohne Zuschuß hätten wir uns diese Investition nochmal gründlich überlegt“, sagt Prietzer und Phönix-Berater Tannen nickt: „Ohne Zuschuß ist das schwierig“, sagt er. kat
Phönix-Solarberatung gibt es jetzt im Recycling-Hof Findorff, Kissinger Straße/Utbremer Ring: Jeden Freitag von 15 bis 17 Uhr. Weitere Infos unter
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