Aktionäre machen Kasse

■ Dresdner Bank: Alle kritischen Anträge werden abgebügelt

Frankfurt/Main (taz) – Rund 200.000 Aktien konnte der Dachverband der Kritischen AktionärInnen und Aktionäre gestern auf der Hauptversammlung (HV) der Dresdner Bank in Höchst vorweisen und damit die Tagesordnung der HV maßgeblich mitbestimmen. 17 von 25 Tops auf der Hauptversammlung gehörten den Kritischen aus Köln, denen die Erbengemeinschaft Nolte aus Darmstadt ihr großes Aktienpaket zur Verfügung gestellt hatte. Sehr zum Leidwesen des Vorstandsvorsitzenden der Bank, Jürgen Sarrazin, der den Kritischen vorwarf, Minderheitenrechte zu mißbrauchen und die HV zu einem „Forum für die weltanschauliche Selbstdarstellung“ umzufunktionieren.

„Wir werden künftig strengere Maßstäbe bei der Behandlung derartiger Ergänzungsanträge anlegen“, kündigte Sarrazin an. Beifall im Auditorium, das Vorstand und Aufsichtsrat folgte und alle Anträge der Kritischen – von der Einführung einer Frauenquote im Vorstand bis zum Verbot der Unterstützung feindlicher Übernahmen – unisono abschmetterte.

Auch ein Antrag von „Leben und Arbeiten im Gallus und Griesheim e. V.“ wurde niedergestimmt, der sich mit der unrühmlichen Vergangenheit der Dresdner Bank im Dritten Reich beschäftigte: Als Anteilseigner der Adlerwerke in Frankfurt trage die Bank die Mitverantwortung für die mörderische Ausbeutung von KZ- Häftlingen. Die Aktionäre der Bank, so die Antragsteller, sollten deshalb auf einen Pfennig ihrer Dividende pro Aktie verzichten und das so eingesparte Geld in einen Fonds für Entschädigungszahlungen an die noch lebenden Opfer einbringen: „Ein Pfennig für den Anstand.“ Rund 4,5 Millionen Mark wären zusammengekommen, wenn die Aktionäre den eingeklagten „Anstand“ tatsächlich gehabt hätten. Doch die überwältigende Mehrheit der Anwesenden folgte dem Vorstand und seinem ablehnenden Votum: Mit nur etwas mehr als zehn Prozent sei die „Dresdner Bank Altbank“ damals an den Adlerwerken beteiligt gewesen. Und daraus, so der Vorstand, könne eine Verantwortlichkeit der heutigen Bank und ihrer Aktionäre nicht abgeleitet werden.

„Dresdner verDAMMt den Biobio-Fluß“ hatten Mitglieder von „Urgewald – Kampagne für den Regenwald“ vor der Jahrhunderthalle auf ihre Transparente geschrieben. Die Aktivisten um Caroline Zuniga Medina forderten den Vorstand der Dresdner Bank auf, aus der Finanzierung eines Staudammprojekts am Biobio- Fluß in Chile auszusteigen. Der Staudamm gefährde den Lebensraum von etwa 8.000 Pehuenche- Indianern und von 330 seltenen Tier- und Pflanzenarten. kpk