piwik no script img

■ QuerspalteSignale für den Tag

AP meldet – was die alles melden! –, daß nach einer Umfrage häuslicher Ärger häufig mit der Art der Benutzung des Badezimmers zusammenhängt. Ich bin ja der Meinung, daß häuslicher Ärger mit der Art der Benutzung der Familienmitglieder zusammenhängt. Und da morgens alle zuerst ins Bad strömen, werden hier die Signale für den Tag gesetzt. Nehmen wir mal an, die Familie träfe sich grundsätzlich gleich nach dem Aufstehen auf dem Balkon. Dann wären nicht die Haare im Waschbecken das Thema, sondern die Katze, die auf die Liegestuhlkissen gekotzt hat, weil gestern jemand ihr was Falsches zu fressen gegeben hat. „Irgendwas ist immer“, wie meine Mutter es so treffend auszudrücken pflegte.

Was sie aber nicht davon abhielt zu toben, wenn meine Schwester und ich das Bad stundenlang besetzt hielten. Mutter drohte dann immer, vor die Tür zu scheißen; sie hatte im Reader's Digest gelesen, daß eine Mutter von Töchtern in Amerika das mal gemacht hatte. Wenn wir im Flur statt Teppichboden Linoleum gehabt hätten, wären wir wohl nicht so sicher gewesen, daß sie es nicht tut. Mutter ging dann meistens nach nebenan zu unserer Tante, und wenn sie Pech hatte, trommelte die auch gerade an ihre Badezimmertür, weil meine Kusinen ausgedehnte Schaumbäder nahmen oder sich die Beine rasierten oder was weiß ich. Mein Onkel, der sehr aufgeklärt war, riet zum Besuch eines Psychologen. „Wir brauchen keinen Irrenarzt“, schrie meine Mutter, die es mit Berufsbezeichnungen nie so genau nahm, „wir brauchen ein zweites Badezimmer!“

Irgendwie sind wir dann doch alle frisch gewaschen ins Büro oder in die Schule getrabt, auch ohne zweites Badezimmer. Das hatte den Vorteil, daß wir anschließend kein Mobbing betreiben mußten. Mal ganz abgesehen davon, daß es das damals noch gar nicht gab, das ist ja auch so eine Erfindung von AP, nehme ich an.

Falls Sie mich mal besuchen sollten, hinterlassen Sie die Seife nicht schwimmend in der Seifenschale! Ich kann dann sehr gemein werden. Fanny Müller

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen