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Klein-Moskau in Karlshorst

■ Bauwettbewerb um 1.800 neue Wohnungen für Bundesbedienstete in Karlshorst brachte keine endgültige Entscheidung. Drei zweite Sieger müssen noch nachsitzen

Die Bediensteten des Bundes werden in Karlshorst nicht eindeutig, sondern dreideutig wohnen. Beim städtebaulichen Wettbewerb für 1.800 Wohneinheiten auf dem einstigen Kasernengelände der glorreichen Roten Armee entschied die Jury, keinen der 25 Entwürfe mit einem ersten Preis auszuzeichnen. Statt dessen verständigte sich das Preisgericht darauf, an drei Architekturbüros jeweils nur einen zweiten Preis zu vergeben.

Für die endgültige Planung des 57 Hektar großen Areals sollen die Gewinner bis zum August in einem kooperativen Verfahren einen Gesamtentwurf zusammenbacken, sagte gestern Hans Stimmann, Staatssekretär beim Senator für Stadtentwicklung, der gemeinsam mit dem Bund den Realisierungswettbewerb ausgelobt hatte. Die drei Arbeiten müßten besonders „hinsichtlich ihrer Realisierbarkeit optimiert werden“, so Staatssekretär Stimmann.

Die drei Entwürfe der Berliner Architekten Springer/Hollrichter, Schäfer/Heyder sowie Schmuck & Stötzer sehen für das jahrzehntelang von Militärs und der Staatssicherheit isolierte Wettbewerbsgebiet jeweils eine langgezogene Siedlung mit ein- bis dreigeschossigen Gebäuden sowie grünen Freiflächen vor.

Während Schmuck&Stözer das Quartier mit Blöcken und Zeilen in der Städtebautradition der 20er Jahre überzogen, haben sich die beiden anderen Teams für kleinere Häusergruppen aus Ein- und Mehrfamilienhäusern entschieden. Springer und Hollrichter etwa unterteilten das Gelände in 13 Karrees, zwischen denen parkartige Grünstreifen für Auflockerung sorgen. Gelungen ist allen drei Planungen die Integration der alten denkmalgeschützten Offiziersschule sowie die Anbindung des neuen Bundesquartiers an die Siedlung Karlshorst-Ost: ein altes Villenviertel. Bei der Überarbeitung, so der Juryvorsitzende Alfred Grazioli, sollen die Preisträger besonders auf die bestehenden Kleingartenanlagen und die vorhandene Bausubstanz achten.

Der Bau der Wohnungen, in die neben den Beamten des Bundes auch Berliner Mietinteressierte einziehen können, wird nach den Worten von Dieter Berkefeld, Abteilungsleiter für Wohnungsbau im Bundesbauministerium, im Frühjahr 1999 beginnen. Das ehemalige Kasernengelände der Sowjets (später Russen) ist die achte Wohnsiedlung für Bundesbedienstete in der Hauptstadt, die mit dem Regierungsumzug an die Spree kommen sollen. Insgesamt baut der Bund für 8.000 Mieter neue Wohnungen, 12.000 Wohnungen werden aus dem Bestand für die Bonner Beamten reserviert. Rolf Lautenschläger

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