: Im Interview: Safwan Eids Anwältin Gabriele Heinecke
taz: Staatsanwalt Böckenhauer hat zum Abschluß der Beweisaufnahme ein neues Motiv für eine mögliche Täterschaft Safwan Eids in den Raum gestellt: Laut Zeugen soll das Brandopfer Silvio Amoussou kurz vor dem Anschlag gesagt haben, er fürchte sich vor Eid, mit dem er in gemeinsame Drogengeschäfte verwickelt war.
Gabriele Heinecke: Dieser Vorstoß ist charakteristisch für das Auftreten der Staatsanwaltschaft im Verfahren. Mit offensichtlich falschen Behauptungen wird Stimmung gemacht und die Gerüchteküche angeheizt. Herr Böckenhauer weiß, daß der von ihm in den Raum gestellte schwere Verdacht gegen einen Unschuldigen falsch ist.
Trotzdem werden die Staatsanwälte vermutlich auf Freispruch plädieren, obwohl sie bis heute massive Zweifel an der Unschuld Eids äußern.
Niemand, der an dem Prozeß beteiligt war, kann die Verurteilung Safwan Eids fordern, ohne sich lächerlich zu machen. Die beiden Ankläger werden vermutlich behaupten, daß der Verdacht gegen Eid noch immer besteht. Das stimmt zwar nicht mit den Ergebnissen der Verhandlung überein, paßt aber in die seit der Brandnacht von den Ermittlern verfolgte Linie.
Wie geht es nach dem zu erwartenden Freispruch weiter?
Die Opfer des Anschlages haben ein Recht auf die Aufklärung der Tat. Das Verfahren hat gezeigt, daß Eid offensichtlich nichts mit dem Brandanschlag zu tun hat. Daraus muß die Staatsanwaltschaft endlich Konsequenzen ziehen. Die notwendigen Schritte liegen auf der Hand: Wir haben seit einem Jahr darauf hingewiesen, daß sich aus den Akten weiterhin ein dringender Tatverdacht gegen die Jugendlichen aus Grevesmühlen ergibt. Bisher hat sich die Staatsanwaltschaft geweigert, diese Spur weiter zu verfolgen. Ich hoffe, daß ihr Motiv für dieses Vorgehen irgendwann einmal bekannt wird.
Können Sie den Fortgang der Ermittlungen nach dem Verfahren gegen Eid noch beeinflussen?
Die Verteidigung hat mit dem Ende des Verfahrens ihre Aufgabe erfüllt. Aber die Opfer des Brandanschlags, auch Safwan Eid, haben die Möglichkeit, ein Klageerzwingungsverfahren gegen die Grevesmühlener einzuleiten. Fragen: mac
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen